Ein zärtlich jugendlicher Kummer von Johann Wolfgang von Goethe

Ein zärtlich jugendlicher Kummer
Führt mich ins öde Feld; es liegt
In einem stillen Morgenschlummer
Die Mutter Erde. Rauschend wiegt
Ein kalter Wind die starren Äste. Schauernd
Tönt er die Melodie zu meinem Lied voll Schmerz,
Und die Natur ist ängstlich still und trauernd,
Doch hoffnungsvoller als mein Herz.
 
Denn sieh, bald gaukelt dir, mit Rosenkränzen
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In runder Hand, du Sonnengott, das Zwillingspaar
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Mit offnem blauen Aug, mit krausem goldnen Haar
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In deiner Laufbahn dir entgegen. Und zu Tänzen
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Auf neuen Wiesen schickt
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Der Jüngling sich und schmückt
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Den Hut mit Bändern, und das Mädchen pflückt
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Die Veilchen aus dem jungen Gras, und bückend sieht
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Sie heimlich nach dem Busen, sieht mit Seelenfreude
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Entfalteter und reizender ihn heute,
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Als er vorm Jahr am Maienfest geblüht,
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Und fühlt und hofft.
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Gott segne mir den Mann
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In seinem Garten dort! Wie zeitig fängt er an,
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Ein lockres Bett dem Samen zu bereiten!
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Kaum riß der März das Schneegewand
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Dem Winter von den hagern Seiten,
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Der stürmend floh und hinter sich aufs Land
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Den Nebelschleier warf, der Fluß und Au
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Und Berg in kaltes Grau
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Versteckt, da geht er ohne Säumen,
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Die Seele voll von Ernteträumen,
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Und sät und hofft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Ein zärtlich jugendlicher Kummer“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
197
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ein zärtlich jugendlicher Kummer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1765 bis 1832 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen das gesellschaftliche System und die Prinzipien der Aufklärung wendeten. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Epoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. In der Lyrik haben die Dichter auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Darüber hinaus verwendeten die Dichter jener Zeit eine pathetische, gehobene Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Klassik betrachtet werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch eine enge Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 31 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 197 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „Amytnas“, „An Annetten“ und „An Belinden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein zärtlich jugendlicher Kummer“ weitere 1617 Gedichte vor.

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