Goethe, Johann Wolfgang von - An den Mond (Interpretation der späteren Fassung)

Schlagwörter:
Johann Wolfgang von Goethe, Gedichtinterpretation, Gedichtanalyse, Formaler Aufbau, Sprachliche Gestaltung, Wirkung, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - An den Mond (Interpretation der späteren Fassung)
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Referat

Gedichtanalyse „An den Mond“ von Johann Wolfgang von Goethe

An den Mond
von Johann Wolfgang von Goethe

Füllest wieder Busch und Thal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
 
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Ueber mein Geschick.
 
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
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Froh und trüber Zeit,
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Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
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In der Einsamkeit.
 
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Fließe, fließe, lieber Fluß!
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Nimmer werd’ ich froh;
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So verrauschte Scherz und Kuß
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Und die Treue so.
 
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Ich besaß es doch einmal,
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Was so köstlich ist!
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Daß man doch zu seiner Qual
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Nimmer es vergißt!
 
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Rausche, Fluß, das Tal entlang,
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Ohne Rast und Ruh,
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Rausche, flüstre meinem Sang
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Melodien zu!
 
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Wenn du in der Winternacht
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Wüthend überschwillst
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Oder um die Frühlingspracht
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Junger Knospen quillst.
 
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Selig, wer sich vor der Welt
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Ohne Haß verschließt,
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Einen Freund am Busen hält
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Und mit dem genießt,
 
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Was, von Menschen nicht gewußt
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Oder nicht bedacht,
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Durch das Labyrinth der Brust
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Wandelt in der Nacht.

(„An den Mond“ von Johann Wolfgang von Goethe ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (26.3 KB) zur Unterstützung an.)

Gliederung:

Einleitung:

  • Titel: An den Mond
  • Autor: Johann Wolfgang von Goethe
  • Erscheinungsjahr: um 1789 (spätere Fassung)
  • Epoche: Sturm und Drang
  • Thema: Das lyrische Ich findet Trost in der Natur
  • Inhalt: Natur in der Nacht, lyrisches Ich ist alleine und sieht Einsamkeit als Trost der Frustration
  • Deutungsaspekt: Verhältnis zur Natur

Hauptteil:

  • Formaler Aufbau:
    • Strophenaufbau: Neun Strophen, jeweils 4 Verse
    • Reimschema: Durchgängiger Kreuzreim
    • Metrum: Trochäus
    • Kadenz: Männlich
  • Inhaltlicher Aufbau:
    • Thema: Zurückgezogen in die Natur
    • Vorgänge des lyrischen Ichs
    • Lyrisches Ich vorstellen: Schmerzvoll, Alleine, Bezug zu Natur
  • Sprachliche Gestaltung:
    • Wortwahl
    • Stilmittel
    • Stil des Gedichts
    • Satzbau
  • Entstehungshintergrund
    • Epoche: Sturm und Drang
    • Mensch und Gefühle stehen im Vordergrund

Schluss:

  • Zusammenfassung
  • Wirkung des Gedichts: Traurig aber trotzdem schön
  • Eigene Meinung: Sehr schönes, zeitloses Gedicht, Isolation?!

Analyse

„An den Mond“, ein von Johann Wolfgang von Goethe verfasstes Gedicht, wurde um 1789 (Zweite Fassung) von ihm veröffentlicht und fällt somit in die Epoche des Sturm und Drangs. Thematisch wird die Einsamkeit und die darauffolgende Selbstisolation des lyrischen Ichs behandelt. Im Folgenden wird das Gedicht unter dem Aspekt des Verhältnisses zur Natur, das das lyrische Ich besitzt, analysiert.

Das Gedicht hat neun Strophen mit jeweils vier Versen und einen durchgängigen Kreuzreim. Durch die sich abwechselnden vier- bzw. dreihebigen Trochäen und der männlichen Kadenz in Kombination mit dem bereits erwähnten Kreuzreim hat das Gedicht einen liedhaften Charakter. Außerdem ist der Leser so zu einer kurzen Pause nach jeder Strophe gezwungen.

Das lyrische Ich befindet sich zurückgezogen in der Natur, es wurde von Freunden enttäuscht; „So verrauschte Scherz und Kuss, und die Treue so“ (V.15&16) und ist jetzt in der Natur, da es sich dort vollkommen und beschützt fühlt. Das lyrische Ich befindet sich in einem Zustand von Trauer über die alten Zeiten und alten Freundschaften dennoch fühlt es sich gleichzeitig so entspannt und geborgen in seinem jetzigen Umfeld was einen bittersüßen Gefühlszustand des lyrischen Ichs hinterlässt. Besonders deutlich wird das in den Versen neun und zehn: „Jeden Nachklang fühlt mein Herz Froh- und Trauer Zeit.“ Besonders wichtig ist außerdem das dargestellte Verhältnis zur Natur. Die Natur wird hier als Rückzugsort und Teil des Menschen dargestellt. Außerdem ist sie schön und friedlich und damit das Gegenteil von den Bekanntschaften des lyrischen Ichs. Dessen Gedankengang beginnt mit der Erleichterung über die Stille und die Vollkommenheit die es spürt. Es denkt kurz über den Zwiespalt zwischen Freude und Trauer den es in der Einsamkeit spürt nach und verfällt anschließend in eine Phase der Frustration. Wehmütig schaut es auf die Vergangenheit zurück, stellt fest, dass niemand ihm die Erinnerung davon nehmen kann. Daraufhin spricht es nun seine Umgebung direkt an, den Fluss und die Winternacht, um dann wieder wehmütig über alte Freundschaften nachzudenken. Die letzte Strophe schließt damit ab, dass die Gedanken und Gefühle der Menschen „Durch das Labyrinth der Brust“, also durch das Herz in die Nacht wandeln. Die Atmosphäre ist daher eher ruhig, nachdenklich und wehmütig.

Sprachlich fällt auf, dass Goethe viele Substantive verwendet, welche als Schlüsselwörter dienen und somit die Atmosphäre des Gedichts verdeutlichen. Herz, Freud` und Schmerz, Einsamkeit, Qual, etc. Diese Schlagwörter helfen dem Leser die Stimmung, die das Gedicht aufweist, besser zu verstehen. In Vers 13 wird der Fluss persönlich angesprochen. Diese Personifikation führt zu einer lebendigeren und anschaulichen Darstellung, zeigt aber auch die Bindung des lyrischen Ichs zur Natur auf. Ähnlich ist es in Vers 23/24 wo der Fluss aufgefordert wird zum Gesang eine Melodie zu „flüstern“. Diese Aufforderung ist menschlich und stellt die Natur wiederholt als eine Art Mensch dar. Eine Hyperbel in Vers 14 „Nimmer wird ich froh“ dient als starke Veranschaulichung der Gefühlslage des lyrischen Ichs. Zuletzt führt die Anapher in der sechsten Strophe zu einer Eindringlichkeit die wiederum die enge Bindung zur Natur widerspiegelt.

Da das Gedicht in die Epoche des Sturm und Drangs fällt, ist die emotionale Situation des Menschen und dessen Gefühlslage im Vordergrund. In „An den Mond“ werden also innere Gefühlslagen, Denkvorgänge und persönliche Beziehungen zu Mensch und Natur geschildert.

Zusammenfassend ist „An den Mond“ also ein Gedicht was von dem lyrischen Ich handelt, welches enttäuscht wurde und sich anschließend in die Natur zurückzieht, um nachzudenken und eine Bindung mit seinem Umfeld aufzubauen. Die Wirkung des Gedichts ist also bittersüß und regt zum Nachdenken an. Meiner Meinung nach ist das Gedicht sehr schön, sowohl inhaltlich als auch sprachlich und zeigt es auf, wie wir oft vergessen, dass wir am Ende auf uns selbst gestellt sind und die Natur daher der beste Weg ist mit schwierigen Situationen klarzukommen.

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