Lied des Einsiedlers von Novalis

Gern verweil' ich noch im Tale
lächelnd in der tiefen Nacht,
denn der Liebe volle Schale
wird mir täglich dargebracht.
 
Ihre heil'gen Tropfen heben
meine Seele hoch empor,
und ich steh' in diesem Leben
trunken an des Himmels Tor.
 
Eingewiegt in sel'ges Schauen
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ängstigt mein Gemüt kein Schmerz.
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Oh! die Königin der Frauen
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gibt mir ihr getreues Herz.
 
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Bangverweinte Jahre haben
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diesen schlechten Ton verklärt
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und ein Bild ihm eingegraben,
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das ihm Ewigkeit gewährt.
 
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Jene lange Zahl von Tagen
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dünkt mir nur ein Augenblick;
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wird' ich einst von hier getragen,
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schau' ich dankbar noch zurück.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Lied des Einsiedlers“

Autor
Novalis
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1772 - 1801
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Novalis ist der Autor des Gedichtes „Lied des Einsiedlers“. Geboren wurde Novalis im Jahr 1772 . Das Gedicht ist in der Zeit von 1788 bis 1801 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Novalis ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Besonders auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das vorliegende Gedicht umfasst 95 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Novalis sind „Das Gedicht“, „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ und „Bergmannslied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied des Einsiedlers“ weitere 14 Gedichte vor.

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