Der Sänger geht auf rauhen Pfaden von Novalis

Der Sänger geht auf rauhen Pfaden,
zerreißt in Dornen sein Gewand;
Er muß durch Fluß und Sümpfe baden
und keins reicht hilfreich ihm die Hand.
Einsam und pfadlos fließt in Klagen
jetzt über sein ermattet Herz,
er kann die Laute kaum noch tragen,
ihn übermannt ein tiefer Schmerz.
 
Ein traurig Los ward mir beschieden,
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ich irre ganz verlassen hier,
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Ich brachte allen Lust und Frieden,
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doch keiner teilte sie mit mir.
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Es wird ein jeder seiner Habe
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und seines Lebens froh durch mich,
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doch weisen sie mit karger Gabe
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des Herzens Forderung von sich.
 
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Man läßt mich ruhig Abschied nehmen,
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wie man den Frühling wandern sieht,
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Es wird sich keiner um ihn grämen,
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wenn er betrübt von dannen zieht;
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Verlangend sehn sie nach den Früchten,
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und wissen nicht, daß er sie sät,
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ich kann den Himmel für sie dichten,
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doch meiner denkt nicht ein Gebet.
 
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Ich fühle dankbar Zaubermächte
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an diese Lippen festgebannt,
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O! knüpfe nur an meine Rechte
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sich auch der Liebe Zauberhand!
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Es kümmert keiner sich des Armen,
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der dürftig aus der Ferne kam;
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welch Herz wird sein sich noch erbarmen
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und lösen seinen tiefen Gram?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Sänger geht auf rauhen Pfaden“

Autor
Novalis
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1772 - 1801
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Novalis ist der Autor des Gedichtes „Der Sänger geht auf rauhen Pfaden“. Der Autor Novalis wurde 1772 geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1788 bis 1801 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Novalis ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 188 Worte. Weitere Werke des Dichters Novalis sind „Wenn die Rosen blühen“, „Lied des Einsiedlers“ und „Das Gedicht“. Zum Autor des Gedichtes „Der Sänger geht auf rauhen Pfaden“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 14 Gedichte vor.

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