Ich sehe Dich in tausend Bildern von Novalis

Ich sehe Dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
doch keins von allen kann Dich schildern,
wie meine Seele Dich erblickt.
 
Ich weiß nur, daß der Welt Getümmel
seitdem mir wie ein Traum verweht,
und ein unnennbar süßer Himmel
mir ewig im Gemüte steht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ich sehe Dich in tausend Bildern“

Autor
Novalis
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
44
Entstehungsjahr
1772 - 1801
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Ich sehe Dich in tausend Bildern“ stammt von dem Dichter Novalis, bürgerlich Friedrich von Hardenberg, der in der Zeit um 1800 lebte. Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Frühromantik, welche von etwa 1795 bis 1804 andauerte.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die zarte und anbetende Stimmung auf, die vom lyrischen Ich gegenüber Maria, möglicherweise eine Geliebte oder eine religiöse Figur, geäußert wird. Auch eine gewisse Melancholie ist spürbar, da das lyrische Ich von einer Sehnsucht und einer Unfähigkeit spricht, das Innere Bild Marias in der Außenwelt wiederzufinden.

Im Hinblick auf den Inhalt lässt sich sagen, dass das lyrische Ich Marias Schönheit in allen Dingen sieht, jedoch kein Bild oder keine Darstellung sie so perfekt abzubilden scheint, wie das Bild, das das lyrische Ich von ihr in seiner Seele trägt. Außerdem beschreibt das lyrische Ich, dass die Welt seit Maria einen traumhaften, unwirklichen Charakter für es hat und dass ein unaussprechlich süßer Himmel dauerhaft in seinem Inneren präsent ist. Die Botschaft des lyrischen Ich könnte daher die tief empfundene Liebe und Verehrung gegenüber Maria und die dadurch bedingte Transformation der Wahrnehmung der Welt sein.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen zu je vier Versen. Es handelt sich somit um zwei Kreuzreime. Die Sprache des Gedichtes ist einfach und klar, jedoch mit starkem emotionalen Ausdruck. Verwendet werden hauptsächlich Alltagsworte, was zu einer hohen Verständlichkeit des Textes beiträgt. Außerdem erzeugt die wiederholende, nahezu mantraartige Struktur eine Art Sogwirkung, welche die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs unterstreicht. Trotz der Einfachheit der Sprache schafft es Novalis, eine tiefgreifende Stimmung der Liebe, Sehnsucht und Verzückung zu erzeugen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich sehe Dich in tausend Bildern“ des Autors Novalis. 1772 wurde Novalis geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1788 und 1801. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Novalis handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 44 Worte. Novalis ist auch der Autor für Gedichte wie „Wenn ich ihn nur habe“, „Fern im Osten wird es helle“ und „Gesang der Toten“. Zum Autor des Gedichtes „Ich sehe Dich in tausend Bildern“ haben wir auf abi-pur.de weitere 14 Gedichte veröffentlicht.

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