Kälte glänzt auf den Feldern von Richard Dehmel

Kälte glänzt auf den Feldern.
Arm in Arm, Hand in Hand
sehen zwei Menschen aus fernen Wäldern
über das starrgefrorne Land
die Sonne steigen.
Ein Mann bricht das Schweigen:
 
Und wärst du arm wie jetzt die nackte Natur,
und wär ich jeder andern Empfindung bar
und spürte nur
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den rauhen Maiduft aus deinem Haar,
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der wie das Moos- und Kienharz-Schwelicht
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meiner Heimatwälder mich beseligt,
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es wär mir Inhalt genug vom Leben:
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du hast mir den ewigen Frühling gegeben.
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Du bist mir blutlieb! - blick nicht so kalt
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auf deinen Fuß, der meinem gleicht!
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Was tust du stolz, wenn mit Gewalt
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meine Seele sich deiner neigt?!
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Komm, sei mein Leichtfuß! komm dort auf den Hügel,
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wo die zwei Rehe im Sonnenglanz ruhn;
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ich geh in deinen, du gehst in meinen Schuhn,
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und wenn wir wollen, haben wir Flügel!
 
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Das Weib blickt nach den scheuen Tieren.
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Dann weicht ein starrer Zug von ihren
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Lippen, als gebe sie etwas preis:
 
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Ja? tu ich kalt? - Ja: kalt wie Eis,
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eh's sacht zerschmilzt in warmer Menschenhand,
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daß sie heiß wird wie Feuerbrand!
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Ja -: Kalt oder heiß! nur nit lau!
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schwarz oder weiß! nur nit grau!
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das ist der Wahlspruch einer »armen« Frau.
 
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Sie lacht; es klingt ihm hell wie Scherz
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und grell wie Schmerz im Sonnenscheine.
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Sie legt die Hand, groß wie die seine,
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aus seinem Arm fest auf ihr Herz.
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Zwei Menschen kämen gern ins Reine.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Kälte glänzt auf den Feldern“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
234
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kälte glänzt auf den Feldern“ des Autors Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Zwischen den Jahren 1879 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 234 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Aufblick“, „Ballade vom Volk“ und „Bann“. Zum Autor des Gedichtes „Kälte glänzt auf den Feldern“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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