Hellblauer Himmel mit weißen Streifen von Richard Dehmel
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Hellblauer Himmel mit weißen Streifen |
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läßt alle Saatfelder grüner prangen. |
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Und den Bäumen am Wege muß wohl ein Bangen |
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vor den mächtigen Roßschweifen |
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des Windes durch die Knospen wehen: |
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sie zittern. Aber zwei Menschen gehen |
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ruhig einen Wiesenrain hinan. |
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Einem Weibe erwidert ein Mann: |
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Mein Töchterchen? - Hm - sonderbar: |
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sie sagte - sie meinte wohl dein Auge und Haar -: |
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du siehst ganz schwarz aus, ganz schwarz und heiß, |
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aber inwendig seist du wohl weiß. |
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Nun stehst du wieder, wie zur Erstarrung geneigt. |
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Lea! sieh um dich! Sieh, wie alles sich ändert: |
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wie jeder Baum sein Wachstum klarer zeigt, |
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wie's lichtbegehrlich aus Spitze an Spitze spritzt, |
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wie er das Eine, das alle zackt und rändert, |
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mit eigner Perlschrift trotzig ins Freie ritzt! |
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Dann preist dir jedes Hälmchen im Feld |
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den Geist der körperlichen Welt. |
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Dann sagt dir jeder Lebenshauch: |
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wie du dich giebst, so bist du auch! |
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Er stutzt: Sie lächelt ins Blaue hinein. |
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Sie steigt still über den Wiesenrain. |
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Sie bricht sich einen Knospenzweig ab. |
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Sie hebt ihn wie einen Zauberstab: |
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Wenn ich nun aber nach jenen Wolken weise, |
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die unter der Sonne den Abendhimmel streifen, |
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und nun im Geist nach Morgenländern reise, |
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dann mögen sie noch so eigen anders schweifen, |
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die ganze Landschaft versichert mir: |
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wie du mich nimmst, so bin ich dir! |
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Sie stutzt: Er weist still über die Wiesen: |
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die sehn noch aus wie abgeweidet. |
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Die Wolken werfen Schatten wie Riesen. |
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Zwei Menschen merken, was sie scheidet. |
Details zum Gedicht „Hellblauer Himmel mit weißen Streifen“
Richard Dehmel
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242
1863 - 1920
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hellblauer Himmel mit weißen Streifen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Dehmel wurde im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1879 und 1920. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 242 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Auf der Reise“, „Aufblick“ und „Ballade vom Volk“. Zum Autor des Gedichtes „Hellblauer Himmel mit weißen Streifen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)
- An mein Volk
- Antwort
- Auf der Reise
- Aufblick
- Ballade vom Volk
- Bann
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- Büßende Liebe
- Chinesisches Trinklied
Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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