Ein Rosenknöspchen einst ich fand von Robert Burns

Ein Rosenknöspchen einst ich fand,
Auf kornumgeb’nem Damme stand,
Graziös den Stiel zur Erd’ gewandt,
An einem thau’gen Morgen.
Eh’ zweimal noch der Tag gegraut,
Man schon die volle Schönheit schau’t,
Sie neigt ihr thauig Köpfchen traut
Durchduftet süß den Morgen.
 
Im Busch sitzt, zärtlich angepreßt,
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Ein kleiner Hänfling auf dem Nest,
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Mit frost’gem Thau die Brust benäßt,
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Am frühen, frühen Morgen.
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Bald wird er seine Kleinen seh’n,
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Des Waldes Stolz, die Köpfchen dreh’n,
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Im grünen Laube, frisch und schön,
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Wachzwitschern jeden Morgen.
 
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So Du, mein Vöglein, holde Maid!
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Mit Stimmenklang, auf schwirr’nder Sait’,
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Sei Dir von dem ein Lied geweiht,
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Der hütet Deinen Morgen.
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So Du, die wie die Rose blüht,
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Sollst schöner glüh’n, wie jene glüht,
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Sollst segnen Vaters Abendlied,
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Das hütet Deinen Morgen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Ein Rosenknöspchen einst ich fand“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1787
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt aus der Feder von Robert Burns, einem berühmten schottischen Dichter, der von 1759 bis 1796 lebte. Der Text entstand also im ausgehenden 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Romantik in der Kunst eine wichtige Rolle spielte. Dies spiegelt sich auch in dem Gedicht wider, das auf den ersten Blick durch seine Naturverbundenheit und seine bildhaft-poetische Sprache begeistert.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich zunächst, wie es auf einem mit Korn umgebenen Damm eine Rosenknospe entdeckt, und zweitens einen Hänfling, der in einem Busch auf einem Nest sitzt. Beide werden als Symbole für Vergänglichkeit und gleichzeitig für einen Neubeginn interpretiert: die Rose, die am Morgen blüht und dessen volle Schönheit man nur für einen kurzen Moment erleben kann, bevor sie verblüht, und der Hänfling, der bald seine eigenen Kinder haben wird.

Im dritten Teil spricht das lyrische Ich eine „holde Maid“, ein junges Mädchen an. Dabei kann der Kontext nahelegen, dass es sich möglicherweise um die Tochter des lyrischen Ichs handelt. Das Mädchen wird mit der blühenden Rose verglichen, soll aber im Gegensatz zu dieser ihre Schönheit und Frische nicht verlieren, sondern durch ein Lied des lyrischen Ichs gesegnet werden, das ihre Morgen beschützt. Damit könnte das lyrische Ich die Hoffnung ausdrücken, dass das Mädchen einen glücklichen und sorgenfreien Lebensweg vor sich hat.

Die Sprache des Gedichts ist altmodisch und reich an Metaphern. Es besteht jeweils aus acht Versen pro Strophe, und der Aufbau ist gleichförmig, was für einen ruhigen Rhythmus sorgt. Die Form entspricht der lyrischen Tradition des 18. Jahrhunderts. Der Reim ist durchgängig und folgt einem Muster, das ebenfalls zur Melodie des Gedichts beiträgt. Neben der Natur wird auch die Musik metaphorisch als Teil des Inhalts genutzt, was die Romantik des Texts unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Ein Rosenknöspchen einst ich fand“ ein poetisches und tiefgründiges Gedicht ist, das die Vergänglichkeit der Natur mit der Hoffnung auf einen neuen Anfang und die Schönheit des Lebens verbindet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ein Rosenknöspchen einst ich fand“ ist Robert Burns. Der Autor Robert Burns wurde 1759 in Alloway (Ayrshire) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1787 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 134 Worte. Weitere Werke des Dichters Robert Burns sind „An Herrn Cunningham“, „An Mary im Himmel“ und „An die Waldlerche“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Rosenknöspchen einst ich fand“ weitere 101 Gedichte vor.

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