An Annette von Droste-Hülshoff von Heinrich Kämpchen

Bescheiden trete ich vor dich hin,
Um meine Grüße zu bringen
Dem Kind der Heide, der Königin,
Der hohen Schwester im Singen. –
 
Ein Sohn des Volkes, ein armer Mann,
Will ich der Reichen mich nahen
Und stehen in deiner Augen Bann
Und deinen Segen empfahen.
 
Auch ich bin einsam, wie du allzeit
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Im Leben es warst, Annette, –
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Ich trage wie du geheimes Leid
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Und schleppe des Daseins Kette. –
 
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Nur bist du herrlich und strahlenrein,
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Wie der Traube Blut im Becher –
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Du bist der leuchtende Edelstein
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Und ich nur ein armer Schächer. –
 
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Doch deine Milde zieht mich hinan,
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Ich weiß, ich darf mich dir nahen,
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Darf stehen in deiner Augen Bann
20 
Und deinen Segen empfahen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „An Annette von Droste-Hülshoff“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das hier kommentierte Gedicht trägt den Titel „An Annette“ von Heinrich Kämpchen. Kämpchen, geboren am 23. Mai 1847 und verstorben am 06. März 1912, war ein wichtiger Vertreter der deutschen Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Der erste Eindruck, der sich aus der Lektüre des Gedichts ergibt, ist, dass es eine persönliche und respektvolle Huldigung an eine andere Person darstellt, in diesem Fall an Annette von Droste-Hülshoff. Das Gedicht vermittelt einen Gefühl von Ehrerbietung, aber auch von emotionaler Tiefe und Intimität.

Kämpchen beginnt mit einer bescheidenen Annäherung an Annette, um seine Grüße zu überbringen. Er bezeichnet sie als „Königin“ und „hohe Schwester im Singen“, was auf ihre hohe Position und ihr Talent im Bereich der Literatur hinweist. Darüber hinaus beschreibt das lyrische Ich sich selbst als „armer Mann“ und „Sohn des Volkes“, was einen starken Kontrast zu Annettes Status darstellt. Trotz dieser Unterschiede fühlt sich das lyrische Ich jedoch von Annette angezogen und will ihren Segen empfangen.

In weiteren Strophen spricht das lyrische Ich von seiner Einsamkeit, die es mit Annette teilt. Dies weist auf eine Art spirituelle oder emotionale Verbundenheit zwischen den beiden hin. Während Annette als „strahlend und herrlich“ dargestellt wird, sieht sich das lyrische Ich als einen „armen Schächer“. Trotz dieser Unterschiede weiß das lyrische Ich jedoch, dass es sich Annette nähern darf und ihren Segen empfangen kann.

Das Gedicht besteht aus fünf vierzeiligen Strophen, die alle ein einheitliches Reimschema (aabb) aufweisen. Die Sprache ist einfach und klar, jedoch mit starken emotionalen Untertönen. Die Verwendung von Metaphern, insbesondere in Bezug auf Annette als „leuchtender Edelstein“ und das lyrische Ich als „armer Schächer“, verleiht dem Gedicht eine zusätzliche Dimension und eine starke symbolische Bedeutung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kämpchens „An Annette“ ein bewegender und respektvoller Tribut an Annette von Droste-Hülshoff ist. Es zeigt, dass trotz der offensichtlichen sozialen Unterschiede zwischen ihnen eine tiefe emotionale Bindung besteht, die durch gemeinsame Erfahrungen von Einsamkeit und Leiden verstärkt wird. Es spiegelt auch Kämpchens Bewunderung für Annettes Talent und ihre Rolle als bedeutende literarische Figur wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Annette von Droste-Hülshoff“ des Autors Heinrich Kämpchen. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Bochum ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 114 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Gemündener Maar“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“. Zum Autor des Gedichtes „An Annette von Droste-Hülshoff“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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