An Frau von Stein von Johann Wolfgang von Goethe

Gewiß, ich wäre schon so ferne, ferne,
so weit die Welt nur offen liegt, gegangen,
bezwängen mich nicht übermächtge Sterne,
die mein Geschick an Deines angehangen,
daß ich in Dir nun erst mich kennen lerne.
Mein Dichten, Trachten, Hoffen und Verlangen
allein nach Dir und Deinem Wesen drängt,
mein Leben nur an Deinem Leben hängt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Frau von Stein“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
55
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An Frau von Stein“ ist von dem berühmten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe und ist ein Zeugnis seiner Liebe zu Charlotte von Stein, einer engen Freundin und Vertrauten. Es gehört zu den zahlreichen Gedichten, die Goethe an Charlotte von Stein schrieb, eine Zeit, die man als die Weimarer Phase in seiner Schaffenszeit (1775-1786) bezeichnet.

Beim ersten Lesen fällt die starke Emotionalität und die Tiefe der romantischen Bindung auf, die das lyrische Ich (Goethe) für die adressierte Person (Frau von Stein) empfindet. Es offenbart eine starke emotionale Abhängigkeit und Verbundenheit.

Der Inhalt des Gedichts kreist um die starke Bindung des lyrischen Ichs an Frau von Stein. Es offenbart eine sehnsüchtige, leidenschaftliche Zuneigung, die das lyrische Ich für sie empfindet. Der Sprecher spricht davon, dass er theoretisch in der Lage gewesen wäre, weit zu gehen, wenn ihn nicht „übermächtige Sterne“ (ein Symbol für das Schicksal oder göttliche Kräfte) an Frau von Stein gebunden hätten. Es folgt die Aussage, dass das lyrische Ich sich selbst erst durch sie kennengelernt hat (Vers 5) und dass all sein Dichten, Trachten (Streben), Hoffen und Verlangen auf sie ausgerichtet ist. Dies verdeutlicht, wie zentral Frau von Stein für das lyrische Ich ist - sie ist die treibende Kraft seines Dichtens und Seins.

In Bezug auf die Form handelt es sich hier um eine Strophe mit acht Versen, die ein Kreuzreim durchzieht (ferne/gegangen, Sterne/angehangen; lerne/hängt; drängt/verlangen). Der Rhythmus sowie das Metrum variieren, was typisch für Goethes freiere Dichtungsformen ist.

Die Sprache des Gedichts ist relativ klar, jedoch werden metaphorische Ausdrücke wie die „übermächtigen Sterne“ verwendet, die das unentrinnbare Schicksal symbolisieren. Auffällig ist das wiederkehrende Motiv des 'Hängens', das im Kontext von Schicksal und Abhängigkeit steht. Der Ton des Gedichts ist emotional und leidenschaftlich, er bestätigt die starke Bindung zwischen dem lyrischen Ich und der Frau von Stein.

Insgesamt kann das Gedicht als Liebeserklärung interpretiert werden, in dem Goethe seine Zuneigung und Abhängigkeit von der Frau von Stein ausdrückt und seine Kreativität sowie sein Dasein auf sie bezieht. Seine Sprache und Formgebung erzeugen eine romantische und intensive Atmosphäre, die seine Gefühle für sie unterstreicht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Frau von Stein“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1765 und 1832. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen das gesellschaftliche System und die Prinzipien der Aufklärung wendeten. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Weimarer Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bedeutendsten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 55 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 8 Versen. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Entfernte“, „An die Günstigen“ und „An einen jungen Prahler“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Frau von Stein“ weitere 1618 Gedichte vor.

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