Der geduldige Dichter von Richard Dehmel

und wartet, daß sein Volk sich rührt.
Das Holz liegt da, der Funken auch;
wann springt die Flamme aus dem Rauch?
 
II
Das Publikum hat gezischt und geklatscht,
die Kritiker haben gequietscht und gequatscht.
Der Dichter lächelt: Das verschallt,
rings rauscht mein immergrüner Wald.
 
III
10 
Was soll mir euer Lorbeer, Freunde;
11 
an jedem Blatt zupfen hundert Feinde.
12 
Bringt Blumen, edle Früchte, Wein:
13 
die Kunst will sich des Lebens freun.
14 
Den Lorbeer legt mir aufs Totenkissen;
15 
da wird er nicht mehr heruntergerissen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der geduldige Dichter“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der geduldige Dichter“ ist von Richard Dehmel, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der während der Zeit des Symbolismus und der Jahrhundertwende (19./20. Jh.) aktiv war, was seinen Ausdrucksstil und Themenwahl beeinflusste.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht in drei Strophen unterschiedlicher Verslänge unterteilt ist und darauf hindeutet, dass der Autor in einem fortlaufenden Diskurs eine Geschichte erzählt oder eine bestimmte Aussage macht.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich so zusammenfassen: Das lyrische Ich, welches als geduldiger Dichter erkannt wird, wartet darauf, dass sein Volk oder seine Gemeinschaft aufwacht und sich durch seine Kunst bewegt. Er vergleicht dieses Warten mit einer brennenden Flamme, die darauf wartet, vom Rauch in den Himmel zu steigen, was eine Metapher für den gespannten Antizipationsprozess sein könnte.

In der zweiten Strophe kommentiert der Dichter die Reaktionen auf seine Arbeit, sowohl vom Publikum als auch von den Kritikern. Trotz aller Geräusche und Kommentare behält er seine Zuversicht und sein Lächeln bei und bleibt den Naturbildern seiner Kunst treu.

Die dritte Strophe konzentriert sich auf die Bedeutung von Belohnungen und Anerkennung. Der Dichter lehnt die Auszeichnung durch Lorbeer ab, da er der Ansicht ist, dass wahre Kunst des Lebens und seiner Freuden wegen geschaffen wird und Lorbeer seine Arbeit nur stören würde. Er akzeptiert den Lorbeer nur als Symbol der Anerkennung in dem Moment, in dem er nicht mehr entfernt werden kann - auf seinem Totenkissen.

Formell ist das Gedicht in freien Versen geschrieben, was Dehmels Abkehr von traditionellen Reimstrukturen und -rhythmen unterstreicht. Die Sprache ist relativ einfach und unprätentiös, obwohl sie metaphorisch reich ist. Dehmel benutzt Naturbilder (Feuer, Rauch, Wald), um Gefühle und Stimmungen zu vermitteln. Trotz der Einfachheit weist das Gedicht eine hohe Intensität und eine scharfe Selbstbewusstsein aus, die die Entschlossenheit und Autonomie des Dichters unterstreichen.

Weitere Informationen

Richard Dehmel ist der Autor des Gedichtes „Der geduldige Dichter“. Im Jahr 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 81 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Büßende Liebe“, „Chinesisches Trinklied“ und „Dann“. Zum Autor des Gedichtes „Der geduldige Dichter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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