Nächtliche Frage von Richard Dehmel

Was bebt und bangt so wehe
mein Herz empor,
wenn ich dort oben sehe
der Sterne Chor?
 
Wie freie Seelen winken,
so bannt den Blick
ihr wandelbares Blinken:
steig an zum Glück!
 
Wie reine Geister glänzen,
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so mahnt ihr Licht:
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steig auf aus deinen Grenzen
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sie wehrens nicht.
 
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Und immer dann dies Beben,
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und immer mehr.
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O Stäubchen, Menschenleben,
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und doch zu schwer?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Nächtliche Frage“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nächtliche Frage“ wurde von Richard Dehmel verfasst, der von 1863 bis 1920 lebte. Verortet werden kann es somit in der Epoche der literarischen Moderne um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht das Bild einer nächtlichen Szenerie mit Sternen, die als weithin leuchtende, faszinierende Elemente eine komplexe Symbolik aufweisen könnten. Es wird der Eindruck von Mystik und Transzendenz vermittelt, aber auch von innerer Unruhe und Selbsthinterfragung.

Inhaltlich beleuchtet das Gedicht die innere Zerrissenheit und Unruhe des lyrischen Ichs, das den Anblick der Sterne als Auslöser für seine Unruhe und Existenzfragen begreift. Die Sterne scheinen es zu einem Aufstieg, zu einem Ausbruch aus seinen Grenzen aufzufordern, was vermutlich metaphorisch für das Streben nach Selbsterkenntnis und Transzendenz steht. Doch mit all dieser metaphysischen Sehnsucht geht auch eine Last einher, die sich in dem wiederkehrenden Beben und Zittern manifestiert. Dies könnte auf die Schwere der Selbstreflexion oder Erkenntnis hindeuten.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, die jeweils eine Frage oder Anweisung des lyrischen Ichs enthalten. Die sprachlichen Mittel sind stark symbolisch und metaphorisch, mit Verwendung von Begriffen wie „freie Seelen“, „wandlbarem Blinken“, „reine Geister“ und „Stäubchen, Menschenleben“. Diese Begriffe verleihen dem Gedicht eine spirituelle und philosophische Dimension und fordern eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Die Sprache ist poetisch und suggestiv, die Versstruktur regelmäßig und klar strukturiert.

Im Ganzen betrachtet, entfaltet das Gedicht also eine facettenreiche Auseinandersetzung mit menschlicher Existenz, Erkenntnisstreben und den damit verbundenen existenziellen Ängsten und Unsicherheiten. Die Sterne dienen dabei als Symbol für Transzendenz und Selbstüberschreitung. Die Form des Gedichts, die klare Struktur und die konsequent durchgehaltene Symbolik und Metaphorik geben der Ausdruckskraft des Inhalts dabei eine solide und wirkungsvolle Basis.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nächtliche Frage“ des Autors Richard Dehmel. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1920 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 63 Worte. Die Gedichte „Aufblick“, „Ballade vom Volk“ und „Bann“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „Nächtliche Frage“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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