Mailied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

In des Maies schönen Tagen,
Auf, frisch auf! und lasst uns jagen
Durch den Wald und durch's Gefild.
Unsre Jagd gilt nicht den Füchsen,
Nicht den Hasen, Reh'n und Lüchsen,
Frei sei heute jedes Wild.
 
Auf, frisch auf! und lasst uns jagen
Alles Jammern, alles Klagen,
Alle Noth und Qual und Last;
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Jagen lasst uns was uns bücket,
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Was uns zwängt und drängt und drücket
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In den tiefsten Waldmorast!
 
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Jagt die reichen Hungerleider
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Und die Hasser und die Neider
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In den dicksten Dornenstrauch!
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In die Nesseln werft den Hadrer,
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An den Baum hängt jeden Nadrer
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Und die Herrn Censoren auch.
 
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Heute muß die Jagd gelingen:
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Hört ihr nicht das Vöglein singen
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Auf des Maies Blüthenast?
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»Wer die Freude will gewinnen,
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Muß zuvor den Kampf beginnen
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Mit des Lebens Leid und Last.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Mailied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
131
Entstehungsjahr
1798 - 1874
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Mailied“ ist August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Er lebte von 1798 bis 1874, daher lässt sich das Gedicht zeitlich dem 19. Jahrhundert zuordnen und gehört somit der Epoche des Biedermeiers und der Jungdeutschen an.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einer imaginären Jagd im Frühling. Jedoch wird anhand des Textes deutlich, dass der Autor hier die natürliche Jagd als Metapher für einen inneren, seelischen Prozess verwendet.

Im Inhaltlichen scheint das lyrische Ich dazu aufzurufen, alles Negative und Belastende in seinem Leben „zu jagen“ und loszulassen. Dabei werden verschiedene Probleme und Hindernisse, die das lyrische Ich belasten, wie beispielsweise „reiche Hungerleider“, „Hasser“, „Neider“ und „Herrn Censoren“ genannt, die symbolisch „in den tiefsten Waldmorast“ oder „in den dicksten Dornenstrauch“ gejagt werden sollen. In diesen Kontext passt die Formulierung „Frei sei heute jedes Wild.“, die Freiheit und Losgelöstheit impliziert.

Die Form des Gedichts ist imponierend und fest strukturiert: Es besteht aus vier sechszeiligen Strophen mit einem klaren Reimschema (ABABCC). Die Sprache ist erhebend und fordernd, zum Teil mit aggressiver Note („Jagt“, „werft“, „hängt“).

Betrachtet man Form und Inhalt des Gedichtes, so lässt sich schlussfolgern, dass die Intention des Autors eine Aufforderung zur Selbstbefreiung von inneren und äußeren Belastungen und zur Selbstentfaltung ist. Er ermutigt dazu, aktiv zu werden, Hürden zu überwinden und letztendlich einen Zustand der inneren Freiheit zu erlangen. In diesem Sinn hat das Gedicht eine befreiende und motivierende Wirkung auf die Leser. Besonders hervorzuheben ist die Anwendung der Jagdmetapher, wodurch die Botschaft auf eine bildhafte und eingängige Weise vermittelt wird. Durch die Verwendung direktiver Verben und imperativer Formen wird ein starker Appellcharakter erreicht. Der Frühling (hier der Mai) als Symbol für Neuanfang und Wiederbelebung verstärkt die positive und ermunternde Perspektive.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Mailied“ ist August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Hoffmann von Fallersleben wurde im Jahr 1798 in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1814 bis 1874 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Hoffmann von Fallersleben handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 131 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist auch der Autor für Gedichte wie „Dies irae, dies ille“, „Sehnsucht nach dem Frühling“ und „Nur liebend ist dein Herz ein Herz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mailied“ weitere 201 Gedichte vor.

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