Vagabund von Ada Christen
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Was fragst du den Mann |
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Nach Heimat und Haus? |
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Er hat sie nicht |
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Du horchest nach Vater |
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Und Mutter ihn aus, |
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Er kennt sie nicht. |
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7 |
Was fragst du den Mann |
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Nach Kind und nach Weib? |
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Er klagt doch nicht, |
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Daß sie ihn verließ |
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Mit Seele und Leib |
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Um einen Wicht ... |
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Was fragst du den Mann |
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Nach seinem Gott? |
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Er suchte Licht! |
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Warum blieb es dunkel |
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In Elend und Spott? |
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Er weiß es nicht. |
Details zum Gedicht „Vagabund“
Ada Christen
3
18
73
1839 - 1901
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Vagabund“ wurde von der deutschsprachigen Autorin Ada Christen verfasst, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und wirkte. Das Werk spielt also im Kontext einer lang vergangenen Epoche, in der eine festgefügte soziale Ordnung und gängige Moralvorstellungen herrschten.
Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht Eindrücke der Fragilität und Einsamkeit, das lyrische Ich stellt eine Art Dialog mit einer unbestimmten Figur dar - offenbar einem Vagabunden. Das lyrische Ich konfrontiert den Vagabunden in jeder Strophe mit Fragen über verschiedene Dimensionen seines Lebens: Heimat und Familie, Ehesituation, und schließlich seine Religiosität.
Der Vagabund scheint alle diese Fragen negativ oder gar nicht zu beantworten, er hat weder ein Zuhause, noch Familie, noch Glauben. Er ist ein Außenseiter, der sich von der Gesellschaft entfremdet hat oder von ihr ausgeschlossen wurde. Sein Lebensweg ist von Diskriminierung, Verlust und Dunkelheit geprägt.
Was die Form des Gedichts angeht, so besteht es aus drei sechszehigen Strophen, deren Inhalte jeweils wiederholende, parallele Fragen beinhalten. Die Versform ist trivial und reißt den Leser in einen stetig fließenden Sprechakt. Es mangelt hier an Reim und strengen metrischen Mustern, was dieses Werk unter die freien Verse einordnet.
Die Sprache ist einfach und direkt, was zur Intensität der Aussage des Gedichts beiträgt, ebenso wie zur Verstärkung des Portraits des Vagabunden. Niemand kümmert sich um ihn, es wird nur gefragt, ohne jemals eine echte Antwort zu erhalten. Die wiederkehrende Rhetorik der Fragen impliziert eine gleichgültige und urteilende Gesellschaft, die nicht bereit ist, den Umständen des Vagabunden Aufmerksamkeit zu schenken.
Insgesamt stellt Ada Christen den Vagabunden als einen marginalisierten, verletzten und unverstandenen Charakter dar, der - trotz seiner prekären Situation - kein Mitleid sucht oder erwartet. Er verkörpert eine existenzielle Traurigkeit und völlige Entfremdung und scheint sich damit abgefunden zu haben, dass sein Schicksal unausweichlich ist. Durch dieses Gedicht fordert uns die Autorin heraus, über die Gesellschaft und ihre Werte nachzudenken.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Vagabund“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Zwischen den Jahren 1855 und 1901 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 73 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Ada Christen sind „Alte Feinde“, „Altes Lied“ und „Am Teich“. Zur Autorin des Gedichtes „Vagabund“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 81 Gedichte vor.
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Zum Autor Ada Christen sind auf abi-pur.de 81 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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