Des Mädchens Geständnis von Robert Reinick

Der Abend war so wunderschön,
Da gingen beide wir durchs Feld;
Die Sonne wollte untergehn
Und schien noch freundlich in die Welt;
Die Vögel sangen im Gesträuch,
Im Korn und in der blauen Luft;
Die Blumen blühten voll und reich,
Und um uns her war lauter Duft.
 
Mir war gar feierlich zu Mut
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Und doch dabei ohnmaßen froh;
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Ich war der ganzen Welt so gut,
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Gott weiß, mir war noch niemals so.
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Da sprachen wir denn allerlei,
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Wovon, das weiß ich selbst nicht mehr,
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Und er auch war so gut dabei
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Und ging so stille nebenher.
 
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Doch als ich einmal mich gewandt,
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Ich weiß nicht mehr aus welchem Grund,
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Da drückt' er plötzlich meine Hand
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Und küßt' mich leise auf den Mund;
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Und ich, ich konnt' nicht widerstehn,
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Ich habe wieder ihn geküßt,
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Und kann noch immer nicht verstehn,
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Wie's mir nur eingefallen ist.
 
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Doch bin ich wirklich mir bewußt,
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Daß dieser Kuß nichts Böses war.
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War's doch nachher in meiner Brust
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So rein, wie es gewesen war.
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Ich hätt's auch jedem gern gethan,
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Der irgend mir begegnet wär',
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Und doch! - wär' es ein andrer Mann,
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Je nun, - das fragt sich doch noch sehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Des Mädchens Geständnis“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
196
Entstehungsjahr
1805 - 1852
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Des Mädchens Geständnis“ wurde von dem deutschen Dichter Robert Reinick geschrieben, der von 1805 bis 1852 lebte. Das legt nahe, dass das Gedicht in der Epoche der Romantik verfasst wurde, einer Phase, die für ihre Betonung auf Emotion und Individualismus bekannt ist.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es ein friedlicher und idyllischer Beschreibung eines romantischen Spaziergangs durch die Natur ist. Das lyrische Ich und eine andere Person wandern durch ein Feld bei Sonnenuntergang, umgeben von der Schönheit und Harmonie der Natur, symbolisiert durch singende Vögel und blühende Blumen.

Inhaltlich geht es um das Geständnis eines Mädchens über ihre Gefühle und ihr Verhalten während eines Spaziergangs mit einem Mann. Sie beschreibt ihre innere Freude und ihren Sinn für Harmonie mit der Welt um sie herum. Diese Emotionen waren so stark, dass sie, als der Mann sie küsste, ihm nicht widerstehen konnte und den Kuss erwiderte. Sie ist sich jedoch über die Bedeutung dieses Kusses nicht sicher und zögert, ob sie dasselbe getan hätte, wenn es ein anderer Mann gewesen wäre.

Das lyrische Ich möchte damit wahrscheinlich ausdrücken, wie überwältigend und verwirrend die Erfahrung der ersten Liebe sein kann, insbesondere die Unsicherheit darüber, ob man aufgrund von echter Zuneigung oder aufgrund der Schönheit des Augenblicks gehandelt hat.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen mit jeweils acht Versen organisiert. Die Sprache ist einfach und klar, ohne viel Metaphorik oder Symbolik. Stattdessen konzentriert sich Reinick auf die realistische Beschreibung der Szene und der Gefühle des lyrischen Ichs. Die Wiedergabe dieser direkten Empfindungen, zusammen mit der Betonung auf persönlicher Erfahrung und individuellen Emotionen, ist typisch für die Romantik.

Weitere Informationen

Robert Reinick ist der Autor des Gedichtes „Des Mädchens Geständnis“. Geboren wurde Reinick im Jahr 1805 in Danzig. Zwischen den Jahren 1821 und 1852 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 196 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Robert Reinick sind „Juchhe!“, „Der Herbst“ und „Der Schneemann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Des Mädchens Geständnis“ weitere 18 Gedichte vor.

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