Sommernacht von Robert Reinick

Der laute Tag ist fortgezogen,
Es kommt die stille Nacht herauf,
Und an dem weiten Himmelsbogen
Da gehen tausend Sterne auf,
Und wo sich Erd' und Himmel einen
In einem lichten Nebelband,
Beginnt der helle Mond zu scheinen
Mit mildem Glanz in's dunkle Land.
 
Da geht durch alle Welt ein Grüßen
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Und schwebet hin von Land zu Land;
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Das ist ein leises Liebesküssen,
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Das Herz dem Herzen zugesandt,
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Das im Gebete aufwärts steiget,
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Wie gute Engel, leicht beschwingt,
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Das sich zum fernen Liebsten neiget
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Und süße Schlummerlieder singt.
 
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Und wie es durch die Lande dringet,
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Da möchte Alles Bote sein;
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Ein Vogel es dem andern singet,
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Und alle Bäume rauschen d'rein;
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Und durch den Himmel geht ein Winken
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Und auf der Erde nah und fern;
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Die Ströme heben an zu blinken,
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Und Stern verkündet es dem Stern.
 
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O Nacht, wo solche Geister wallen
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Im Mondenschein, auf lauer Luft!
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O Nacht, wo solche Stimmen schallen
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Durch lauter reinen Blüthenduft!
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O Sommernacht, so reich an Frieden,
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So reich an stiller Himmelsruh':
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Wie weit zwei Herzen auch geschieden,
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Du führest sie einander zu!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Sommernacht“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
180
Entstehungsjahr
1805 - 1852
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sommernacht“ wurde von Robert Reinick verfasst, einem deutschen Dichter und Maler, der von 1805 bis 1852 lebte. Dies positioniert ihn zeitlich in die Epoche des Biedermeier, einer Periode in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick wird eine idyllische, ruhige und friedliche Atmosphäre transportiert. Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen und vermittelt die Schönheit und Ruhe der Nacht, insbesondere einer Sommernacht.

Im Gedicht wird thematisch der Übergang vom Tag zur Nacht beschrieben. Die konkreten, naturbezogenen Bilder der Nacht und des Mondes, der Sterne und der Natur erzeugen eine friedliche, ruhige Stimmung. Diese Bilder werden dazu genutzt, metaphorisch die Verbindung zwischen weit voneinander entfernten Herzen zu veranschaulichen. Die Nacht wird als friedlicher Vermittler beschrieben, der zwei getrennte Herzen wieder zusammenführt.

Formal gesehen folgt das Gedicht keinem strikten Reimschema, aber es besteht eine klare Struktur durch die Anzahl der Verse pro Strophe. Die Sprache ist einfach und klar, die Metaphern sind direkt und anschaulich. Besonderheiten sind die wiederkehrenden Anreden an die Sommernacht, die unter anderem eine Art Lobpreisung darstellen.

In der Analyse der Sprache fallen insbesondere die personifizierenden Beschreibungen auf, die der Nacht und dem Mond etwas Einzigartiges und Persönliches verleihen. Darüber hinaus ist auffallend, wie das lyrische Ich die Nacht als eine Art Boten oder Vermittler darstellt, der Nachrichten von Herzen zu Herzen übermittelt. Die sprachlichen Bilder, die dafür verwendet werden, sind stark mit der Natur verbunden, was für die Epoche des Biedermeier typisch ist. Das Gedicht vermittelt eine Atmosphäre des Friedens, der Ruhe und der Sehnsucht, die durch die klare, einfache Sprache und die einprägsamen, nahezu malerischen Bilder noch verstärkt wird.

Insgesamt beschreibt „Sommernacht“ eine idyllische, ruhige Nacht, die in ihrer stillen Schönheit eine tiefe Sehnsucht und Verbundenheit zwischen Menschen spiegelt. Die konkreten, naturbezogenen Bilder und die klare, einfache Sprache verleihen dem Gedicht eine besondere Qualität der Ruhe und des Friedens.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sommernacht“ ist Robert Reinick. 1805 wurde Reinick in Danzig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1821 bis 1852 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 180 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Zwiegesang“, „Juchhe!“ und „Der Herbst“ sind weitere Werke des Autors Robert Reinick. Zum Autor des Gedichtes „Sommernacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 18 Gedichte vor.

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