Der Schneemann von Robert Reinick

Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiß und rein,
Kein Seidenzeug kann weißer sein:
Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär' es für die Ewigkeit.
 
Steh, Schneemann, steh!
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Wenn ich dich recht beseh':
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So fehlt dir nichts auf weiter Welt
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Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.
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Ich glaub' auch, daß dich gar nichts rührt,
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Und wenn es Stein und Beine friert;
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Der Frost, der andre klappern läßt,
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Der macht dich erst recht hart und fest
 
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Steh, Schneemann, steh!
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Die Sonne kommt, Juchhe!
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Jetzt wirst du erst recht lustig sein!
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Was ist denn das? Was fällt dir ein?
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Du leckst und triefst ohn' Unterlaß,
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o Schneemann, Schneemann, was ist das?
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Das schöne warme Sonnenlicht,
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Der Menschen Lust erträgst du nicht?
 
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Weh, Schneemann, weh!
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Du bist doch nichts als Schnee!
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Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
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Dein Leib war groß, kein Herz darin,
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Und das, was andre fröhlich macht,
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Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.
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Ich glaub', ich glaub', manch Menschenkind
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Ist grade so wie du gesinnt:
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Schnee, nichts als Schnee!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Schneemann“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
33
Anzahl Wörter
197
Entstehungsjahr
1805 - 1852
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht namens „Der Schneemann“ wurde von dem deutschen Dichter und Illustrator Robert Reinick verfasst. Reinick lebte von 1805 bis 1852 und war daher ein Vertreter der Romantik. Diese Epoche zeichnete sich durch tiefe Naturverbundenheit und eine subjektive, emotionale Weltansicht aus.

Der erste Eindruck des Gedichts ist seinerseits amüsant und spielerisch, obwohl die reflektierende Innenschau des lyrischen Ichs und die tiefsinnigen Schlussfolgerungen, die es zieht, eine ernstere, tiefgründigere Botschaft vermitteln.

Im Grunde besteht das Gedicht aus vier Strophen, in denen das lyrische Ich einen Schneemann betrachtet und darüber reflektiert. Zunächst preist das lyrische Ich den Schneemann für sein makelloses Aussehen und die Unbezwingbarkeit, die er im Angesicht der Kälte zeigt. Allerdings wird evident, dass der Schneemann die Wärme, die Freude und das Leben, symbolisiert durch die Sonne, nicht ertragen kann und beginnt zu schmelzen. Dies führt das lyrische Ich zu der Erkenntnis, dass äußerliche Vollkommenheit und Unbezwingbarkeit wenig Wert haben, wenn das Innere leer und nicht in der Lage ist, Freude und Leben zu empfangen und zu bewahren.

Das Gedicht folgt einem sehr einheitlichen Rhythmus und Reim-Schema, mit einer wechselnden Anzahl von Versen in den Strophen. Die Sprache ist recht einfach und direkt, aber gefüllt mit starken symbolischen Bildern. Der Schneemann selbst wird als Metapher für Menschen benutzt, die sich nach außen hin stark und untadelig zeigen, innerlich aber leer und unfähig sind, Freude zu empfinden und das Leben in seiner Fülle zu genießen. Es handelt sich also um eine eindringliche Aufforderung zur Selbstreflexion und Unterscheidung von äußerem Schein und innerer Wirklichkeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Schneemann“ des Autors Robert Reinick. Der Autor Robert Reinick wurde 1805 in Danzig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1821 bis 1852 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 33 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 197 Worte. Weitere Werke des Dichters Robert Reinick sind „An den Sonnenschein“, „Rückkehr“ und „Sonntags am Rhein“. Zum Autor des Gedichtes „Der Schneemann“ haben wir auf abi-pur.de weitere 18 Gedichte veröffentlicht.

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