Der Herrenmensch von Heinrich Kämpchen

Ich bin der Herr, du bist der Knecht!
So gilt’s nach freiem Herrenrecht –
Und muckst du noch und willst du trutzen,
So werd’ ich dir den Kamm schon stutzen –
Du wirst gesperrt nach meinem Recht,
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –
 
Für mich des Ueberflusses Horn,
Für dich die Peitsche und der Sporn –
Für mich die Polster und die Kissen,
10 
Für dich des Lebens Bitternissen –
11 
So ist es gut, so ist es recht,
12 
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –
 
13 
Für mich Wein, Weiber und Gesang,
14 
Für dich die Arbeit und der Zwang,
15 
Die Hörigkeit bis fort zum Grabe,
16 
Damit ich alles, alles habe. –
17 
So ist es gut, so ist es recht,
18 
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –
 
19 
Ja, ich bin Herr und du bist Knecht! –
20 
Was faselst du von Menschenrecht,
21 
Die blöde, alberne Tirade?
22 
Du, der nur lebt von meiner Gnade,
23 
Von meinem angestammten Recht,
24 
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –
 
25 
So war’s und muß es immer sein,
26 
Darum, du Sklav’, ergib dich drein –
27 
Die ganze Welt zeigt dir die Spuren
28 
Von Herren- und von Knechtsnaturen. –
29 
Ich bin zum Herren auserseh’n,
30 
Du kannst als Knecht nur fortbesteh’n. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Herrenmensch“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Herrenmensch“ ist verfasst von dem deutschen Dichter Heinrich Kämpchen. Kämpchen lebte während des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, was seine Arbeit in den Kontext dieser historischen Periode einordnet. Dies war eine Zeit großer sozialer und politischer Veränderungen und diese beinflussten zweifellos die Themen, die in Kämpchens Poesie behandelt wurden.

Auf den ersten Eindruck provoziert das Gedicht „Der Herrenmensch“ unangenehme Gefühle, da es die Herausforderungen und Ungerechtigkeiten zwischen den Klassen in der damaligen Gesellschaft aufzeigt. Das lyrische Ich beschreibt das Leben aus der Perspektive einer elitären, herrschenden Klasse und unterstreicht die Ungleichheit, die zwischen dieser herrschenden Klasse und der unterworfenen Klasse besteht.

In Bezug auf den Inhalt, startet das Gedicht mit der klaren Aussage, dass das lyrische Ich der 'Herr' ist und der Adressat der Verse der 'Knecht'. Die Unterdrückung des Knechtes wird durch die Verwendung von Bildern wie „die Peitsche und der Sporn“ unterstrichen. Das lyrische Ich fordert das unterworfene Subjekt auf, seinen Platz zu akzeptieren und ihm zu dienen. Die inhärente Ungerechtigkeit dieser Situation wird im gesamten Gedicht hervorgehoben, speziell indem betont wird, dass das 'Herrenrecht' der elitären Klasse es ihr erlaubt, die unterworfene Klasse zu kontrollieren und sie ihrer Freiheit zu berauben.

In Bezug auf die Form des Gedichts, besteht es aus fünf Strophen, von denen jede sechs Verse hat. Diese Struktur verleiht dem Gedicht eine symmetrische und geordnete Form, was die Kontrolle der herrschenden Klasse widerspiegelt. Die Sprache ist einfach und unverschnörkelt, was vermutlich dazu beiträgt, die klare Botschaft der sozialen Ungerechtigkeit, die das Gedicht zu vermitteln versucht, zu verstärken.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Heinrich Kämpchens „Der Herrenmensch“ eine provokative Darstellung von Klassentrennung und sozialer Ungerechtigkeit bietet. Durch seine klare und unverblümte Sprache konfrontiert das Gedicht den Leser direkt mit den Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, die in der damaligen Gesellschaft vorherrschten und fordert diesen dazu auf, über diese Themen nachzudenken.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Herrenmensch“ ist Heinrich Kämpchen. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. In Bochum ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 199 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „Am goldenen Sonntag“. Zum Autor des Gedichtes „Der Herrenmensch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.