Nachtgebet der Braut von Richard Dehmel

O mein Geliebter, in die Kissen
ausweinen will ich meine Lust!
darf sagen nicht, nur wissen, wissen,
was also wogt in dunkler Brust!
 
Doch bin ich wachend dir enthalten,
so will ich mich im Traum dir nahn,
mich wie die Rose dir entfalten
und deine Sonnenglut empfahn
 
und deine Flammenküsse trinken,
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dir Flammen küssend wiedersprühn:
11 
bis lodernd wir zusammensinken,
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in langen Schauern stumm verglühn.
 
13 
Oh stiller Sehnsucht bange Wonne
14 
o stiller Sehnsucht sel'ge Qual
15 
oh Traum du, meiner Nächte Sonne
16 
o mein Geliebter - - mein Gemahl!

Aus der Sammlung Zweite Stufe: Liebe

Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Nachtgebet der Braut“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nachtgebet der Braut“ wurde von Richard Dehmel verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1863 bis 1920 lebte. Dies ordnet das Gedicht in das Zeitalter der literarischen Moderne ein, eine Strömung, die sich durch eine bewusste Abkehr von traditionellen Formen und einem Streben nach Neuerungen auszeichnet.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die Intensität und Emotionalität der Worte auf. Die Sprache ist bildreich und anschaulich, wirkt fast überschwänglich und aufgeladen. Man kann bereits erahnen, dass dieses Gedicht von tiefer Liebe und Sehnsucht erzählt.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich, vermutlich eine Frau am Vorabend ihrer Hochzeit, ihre Sehnsucht nach ihrem Geliebten aus. Sie freut sich auf die körperliche Nähe und Intimität, die die Ehe mit sich bringen wird, und drückt dieses Verlangen in einer leidenschaftlichen und fast verzehrenden Sprache aus. Der starke emotionale Ausdruck enthält gleichzeitig eine Spur von Angst oder zumindest von Unsicherheit im Hinblick auf die bevorstehende Veränderung in ihrem Leben.

Die Form des Gedichts ist vierstrophig mit jeweils vier Versen in jeder Strophe. Die Sprache ist sehr bildreich und metaphorisch. Dehmel verwendet Naturmetaphern („Rose“, „Sonnenglut“, „Flammenküsse“), um die Sehnsucht und Leidenschaft der Sprecherin auszudrücken. Jede Strophe endet mit einem starken, emotionalen Bekenntnis zur bevorstehenden Ehe und dem Geliebten.

Die Thematik des Gedichts – die körperliche und emotionale Vereinigung von Liebenden – war eine gängige in Dehmels Werk. Seine freimütige Darstellung sexueller Beziehungen und die Darstellung der Frau als sexuelles Wesen war für sein Zeitalter revolutionär und teilweise kontrovers.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dehmels Gedicht „Nachtgebet der Braut“ ein kraftvoller Ausdruck von weiblicher Begehren, Leidenschaft und Liebe ist, der gleichzeitig die Komplexität und Ambivalenz der Gefühle an der Schwelle zu einem wichtigen Lebensereignis – der Ehe – zum Ausdruck bringt. Das Gedicht ist gekennzeichnet durch seine expressive, bildreiche Sprache und sein Bekenntnis zu körperlicher Liebe und Begierde.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Nachtgebet der Braut“ ist Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1879 und 1920. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 87 Worte. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Chinesisches Trinklied“, „Dann“ und „Das Gesicht“. Zum Autor des Gedichtes „Nachtgebet der Braut“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.

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