Der Einsame von Otto Ernst

Ein schwarzer Ballen klatscht mit wildem Schlage
An meine Scheiben – und fällt schwer herab.
Ich öffne rasch das Fenster –: eine Drossel,
Vom Falk gejagt, stieß das Genick sich ab.
 
Im Schnabel Blut, so liegt sie zuckend, schauernd,
Das Auge wach in heller Todesangst –
Du armer Schelm, ich fühl’s wie mein Verschulden,
Daß du dem bittern Tod entgegenbangst.
 
Bei deinen Qualen zuckt in meinem Herzen
10 
Ein alter, heimatloser Menschenschmerz.
11 
Wie kann ich’s deiner bangen Seele sagen:
12 
„Dies Haus von Stein umschließt ein gastlich Herz?“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Einsame“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Einsame“ wurde von Otto Ernst, einem deutschen Schriftsteller und Lyriker, geschrieben, geboren 1862 und gestorben 1926. Daraus lässt sich schließen, dass das Gedicht im Kontext der deutschen Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts steht, einer Zeit großer sozialer und politischer Veränderungen und einer neuen Reflexion auf das Individuum und seine Beziehung zur Welt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und dramatisch. Man wird sofort in eine Szene voller Bewegung und Tragik katapultiert, in der das lyrische Ich Zeuge eines dramatischen Ereignisses wird: Der Tod einer Drossel, die gegen eine Fensterscheibe fliegt und von einem Falken verfolgt wurde.

Der Inhalt ist recht klar und deutlich: Die tragische Szene, in der eine Drossel ihr Genick am Fenster bricht, wird detailliert von der ersten bis zur zweiten Strophe beschrieben. Aber es gibt eine tiefere Bedeutung. Das lyrische Ich fühlt sich schuldig und betroffen von dem Tod der Drossel und drückt Empathie und Mitgefühl aus. In der dritten Strophe weitet sich das Thema aus und das lyrische Ich assoziiert die Drossel mit dem Gedanken an den „heimatlosen Menschenschmerz“.

In Form und Sprache ist das Gedicht recht traditionell. Das Metrum und der Reim verleihen dem Versfluss einen eindringlichen Rhythmus. Die Sprache ist relativ einfach und direkter, allerdings wird mit drastischen und emotionalen Bildern gearbeitet. Dramatik und Tragik des Geschehens werden sowohl durch die konkrete Beschreibung als auch durch die Emotionen des lyrischen Ichs intensiviert.

Insgesamt könnte man sagen, dass das Gedicht „Der Einsame“ ein Werk ist, das nicht nur eine Szene der Gewalt und des Todes schildert, sondern auch tiefe Gefühle von Schuld, Empathie und Traurigkeit in Beziehung zur Einsamkeit und der Kälte der Welt zum Ausdruck bringt. Otto Ernst zeigt damit die Empathie und die Verbindung zwischen Mensch und Natur auf, sowie die Einsamkeit und das Schicksal eines Individuums in der Welt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Einsame“ des Autors Otto Ernst. Der Autor Otto Ernst wurde 1862 in Ottensen bei Hamburg geboren. 1907 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Weitere Werke des Dichters Otto Ernst sind „Blühendes Glück“, „Chidhr“ und „Das Gesicht der Wahrheit“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Einsame“ weitere 64 Gedichte vor.

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