Nacht im Dorfe von Alfred Wolfenstein
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Vor der verschlungnen Finsternis stöhnt, |
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Stöhnt mein Mund, |
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Ich an Lärmen unruhig gewöhnt, |
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Starre suchend rund: |
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Berge von Bäumen behaart ruhn |
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Schwarz wüst herein, |
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Was ihre Straßen nun tun, |
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Äußert kein Schein, kein Schrei'n. |
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Aber ein wenig sich zu irrn |
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Wünscht, wünscht mein Ohr! |
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Schwänge nur eines Käfers Schwirrn |
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Mir ein Auto vor. |
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Wäre nur ein Fenster drüben bewohnt, |
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Doch im gewölbten Haus |
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Nichts als Sterne und hohlen Mond |
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Halt ich nicht aus |
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Halt ich nicht aus, meinem Schlaf allmächtig umstellt, |
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Fremd, fremd und nah |
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Durch den See noch näher geschwellt |
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Liegt es lautlos da. |
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Aber glaubt mich nicht schwach. |
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Daß ich, soeben die Stadt noch gehaßt, |
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Nun das Land flieh - : es ist nur die Nacht, |
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Nur auf dich, diese Nacht, war ich nicht gefaßt |
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Wie du tot und tausendfach unbekannt |
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Mein schwarzes Bett umlangst, |
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Nirgends durchbrochen von menschlicher Hand, |
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Gottlose Angst |
Details zum Gedicht „Nacht im Dorfe“
Alfred Wolfenstein
7
28
143
1883 - 1945
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nacht im Dorfe“ wurde von Alfred Wolfenstein geschrieben, einem deutschen Lyriker und Dramatiker, der von 1883 bis 1945 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung des Gedichts ist nicht ganz klar, aber es wurde vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts verfasst, da Wolfenstein in dieser Zeit die meiste seiner poetischen Arbeit schuf.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und drückt eine tiefreichende Einsamkeit und Isolation aus, die durch die Dunkelheit der Nacht im Dorf verstärkt wird.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem lyrischen Ich, das sich in einer Nacht in einem Dorf aufhält und diese Atmosphäre als beunruhigend und isolierend empfindet. Es vermisst den Lärm und die Bewegung („Lärmen unruhig gewöhnt, „Mir ein Auto vor“), die es aus der Stadt kennt und die hier fehlen. Während es sich nach der Unruhe und Lebendigkeit der Stadt sehnt, empfindet es die Stille und Dunkelheit auf dem Land als fast bedrohlich und beängstigend („nur auf dich, diese Nacht, war ich nicht gefaßt“, „Gottlose Angst“).
Formell betrachtet besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen. Die Verse sind in freien Rhythmen geschrieben, was zur düsteren und unruhigen Stimmung des Gedichts passt. Es gibt keine regelmässige Reimstruktur, was ein Gefühl von Ungewissheit und Beunruhigung erzeugt.
Die Sprache ist geprägt durch den Gebrauch von dunklen und bedrohlichen Bildern („Berge von Bäumen behaart ruhn Schwarz wüst herein“, „Wie du tot und tausendfach unbekannt Mein schwarzes Bett umlangst“). Dies dient dazu, die Isolation, Angst und Unsicherheit des lyrischen Ichs zu unterstreichen.
Insgesamt scheint das Gedicht eine tiefe Sehnsucht nach Gemeinschaft und Aktivität auszudrücken, während es gleichzeitig die beängstigende Leere und Stille der Nacht auf dem Land treffend beschreibt. Es ist ein Ausdruck von Fremdheit und Isolation, die das lyrische Ich in dieser ländlichen, nächtlichen Umgebung empfindet.
Es konnte auch so interpretiert werden, dass das lyrische Ich in eine existentielle Krise gerät, indem es von der vertrauten Hektik und Ablenkung der Stadt in die unerträgliche Stille und Isolation des Landes geworfen wird. So wird das Gedicht auch zu einer Reflexion über die menschliche Existenz und die Konfrontation mit der eigenen inneren Leere und Ängsten.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Nacht im Dorfe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Alfred Wolfenstein. 1883 wurde Wolfenstein in Halle geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1899 bis 1945 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Wolfenstein ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 143 Worte. Weitere Werke des Dichters Alfred Wolfenstein sind „Musik des Kämpfers“, „Tanz“ und „Städter“. Zum Autor des Gedichtes „Nacht im Dorfe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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