Fahrt von Alfred Wolfenstein

Der D-Zug schreit und steigert sich, der Mond steht hell
O Einklang aller Füße langsam - Füße schnell!
Die Herzen schlagen
Auf blanker Schiene mit den Wagen.
 
Wir sind ein Schwarm dem spröden Schritt der Städte fern!
Ihr Häuser fort! mit uns fährt eisern nur der Stern
Die Dörfer blinken,
Von unserm Sturm verlöscht versinken.
 
Versenken wir das Aschengrau der Abendwelt!
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Wie gutes Blut zerschmilzt der Zug, was uns umstellt.
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Gebirge gleiten
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In Seen .. ins Meer der Schnelligkeiten.
 
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Doch wir gezackt wie Wolken aus dem glatten Meer
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Mit einem Atem dampfen wir darüber her
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Und brausend sehen
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Wir brausendere Sterne stehen ..
 
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Seht auf, seht auf .. da steigt und schreit und hebt der Zug
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Uns hoch in Glanz .. das Gleis verstummt .. die Nacht wird Flug ..
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Wir alle flammen
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Im wildren Schmelz des Sterns zusammen!
 
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Und nagelt uns die Bremse auf Stationen fest,
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Wir fahren noch .. ins muffige Hotel gepreßt!
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Aus Fenstern neigen
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Wir uns und sausen Sternenreigen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Fahrt“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
1883 - 1945
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Fahrt“ stammt von Alfred Wolfenstein, der von 1883 bis 1945 lebte. Es spielt somit in dem geistigen Umfeld der frühen Moderne, in dem Technik und Fortschritt von der Gesellschaft ergriffen wurde.

Das Gedicht hinterlässt auf den ersten Blick Eindruck einer dynamischen Bewegung und deutlich spürbaren Energie. Es beschreibt auf beeindruckende Weise eine Reise per Zug, die sich durch unterschiedlichste Landschaften bewegt und stärkere, metaphorische Impulse ausstrahlt.

Im Inhalt geht es um eine Zugfahrt, in der das lyrische Ich eine Gemeinschafts-Erfahrung beschreibt. Es beobachtet die Szenerie und den Fluss der Fahrt, das Fortschreiten von Städten und Dörfern, das Gleiten durch Gebirge und Seen. Dabei vermittelt das lyrische Ich eine Euphorie der Bewegung und Geschwindigkeit, sowie das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Es kommt auch zu einer Verschmelzung des „wir“ mit der Welt um sie herum und schließlich mit den Sternen. Es wird eine Freude an der Fahrt und den damit verbundenen Erfahrungen ausgedrückt.

Formal ist das Gedicht in vier-zeilige Strophen unterteilt, was eine klare und rythmische Struktur schafft. Die Sprache ist bildreich und poetisch, mit vielen Metaphern und Vergleichen. Es finden sich Personifikationen wie der schreiende Zug, welche die Energie und Dynamik unterstreichen. Alliterationen wie „Füße“ und „flammen“ dienen der Verstärkung des Flussgefühls und der Geschwindigkeit, während Wörter wie „Sternenreigen“ und „Aschengrau“ eine sprachliche Schönheit und Vielschichtigkeit hervorbringen. Der D-Zug, ein Symbol für die technische Entwicklung der damaligen Zeit, wird eindrucksvoll, fast romantisch beschrieben.

Alles in allem lässt Wolfensteins „Fahrt“ eine Symbiose der menschlichen Welt mit der Natur spüren, herausgehoben durch die Kraft der Technik und der Bewegung. Es weckt ein Bewusstsein für die Schönheit und Magie alltäglicher Erfahrungen, wie einer einfachen Zugfahrt. Abschließend könnte man dieses Gedicht als eine Hommage an die damalige Epoche des technologischen Fortschritts und der aufkommenden Moderne interpretieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Fahrt“ ist Alfred Wolfenstein. Wolfenstein wurde im Jahr 1883 in Halle geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1899 bis 1945 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Bei dem Schriftsteller Wolfenstein handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 156 Worte. Die Gedichte „Die Stirn“, „Nacht im Dorfe“ und „Musik des Kämpfers“ sind weitere Werke des Autors Alfred Wolfenstein. Zum Autor des Gedichtes „Fahrt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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