Wolfenstein, Alfred - Städter & Nick, Dagmar - Großstadtabend (Gedichtvergleich)

Schlagwörter:
Alfred Wolfenstein, Dagmar Nick, Gedichtinterpretation, Analyse, Interpretation, Referat, Hausaufgabe, Wolfenstein, Alfred - Städter & Nick, Dagmar - Großstadtabend (Gedichtvergleich)
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Referat

Vergleichende Gedichtinterpretation

„Städter“ von Alfred Wolfenstein und „Großstadtabend“ von Dagmar Nick

Städter
von Alfred Wolfenstein

Dicht wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, daß die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte sehn.
 
Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden
Leute, ihre nahen Blicke baden
Ineinander, ohne Scheu befragt
 
Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
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Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine,
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Unser Flüstern, Denken... wird Gegröhle...
 
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- Und wie still in dick verschloßener Höhle
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Ganz unangerührt und ungeschaut
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Steht ein jeder fern und fühlt: alleine.

(„Städter“ von Alfred Wolfenstein ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Großstadtabend“ von Dagmar Nick kann hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden.

Inhaltsangabe und Textzusammenfassung des Gedichtes „Städter“ geschrieben von Alfred Wolfenstein (1914)

In dem vorliegenden Gedicht „Städter“ wird von dem Autor Alfred Wolfenstein beschrieben, wie die Menschen, hier als Städter bezeichnet, eng an eng zusammen in den Städten beieinander leben (müssen) und doch trotz der körperlichen Nähe in ihrem Inneren einsam sind.

Inhaltsangabe des Gedichtes „Großstadtabend“ von Dagmar Nick geschrieben

In diesem Gedicht beschreibt die Dichterin, wie schön die Stadt, bzw. der Abend in der Stadt in all seinen Facetten sein kann.

Interpretation von dem Gedicht „Städter“

Dieses Gedicht wurde als ein typisches Sonett geschrieben, so hat es zwei Quartette und zwei Terzette. In der ersten Strophe beschreibt Wolfenstein die Enge, die in der Stadt herrscht, und benutzt dazu Vergleiche in dem ersten und vierten Vers, wie z.B. „Dicht wie Löcher eines Siebes“ und „Geschwollen wie Gewürgte“. Dies ist eine Alliteration. Doch auch das Wort „Gewürgte“ sehe ich hier als eine Metapher, womit der Autor allgemein die Enge bildlich zum Ausdruck bringen will.

Alfred Wolfenstein benutzt Fenster, Häuser und Straßen zur Personifikation für die Menschen. Auch Alliterationen wie Z.1 „Siebes stehen“ und umfassende Reime sowie Paarreime sind zumindest in der ersten und zweiten Strophe zu finden. In der zweiten Strophe wird das trostlose Miteinander der Menschen beschrieben. Sie sitzen dicht aneinander gedrängt in der Straßenbahn, schauen sich zwangsläufig an, aber empfinden nichts. Keiner fragt sie, ob sie das so wollen. Die „Fassaden“ sind auch hier eine Metapher und beschreiben die ausdruckslosen Blicke, die sie sich zuwerfen.

Eine Hyperbel findet sich gleich am Anfang der Strophe drei erste Zeile. „Unsere Wände sind so dünn wie Haut“. Wände müssen dick sein, denn sie tragen das Dach eines Hauses, aber dennoch ist es wohl so gemeint, dass die Menschen in der Stadt so dicht beieinander wohnen, dass jeder von dem anderen alles mitbekommt, ob er will oder nicht. Das Gefühl der ständigen Beobachtung wird somit zum Ausdruck gebracht. In der vierten Strophe sagt Wolfenstein es dann ganz deutlich aus, dass das Stadtleben als Städter ein Leben in Einsamkeit ist. Dieses Gedicht wurde 1914 geschrieben, in einer Zeit, als die Städte unaufhörlich wuchsen. Da es nicht genug Arbeit gab, begann die Landflucht und die Städte schwollen an.

Doch je größer die Städte wurden, desto einsamer wurden die Menschen, der Zusammenhalt, das Miteinander geriet mehr und mehr in den Hintergrund. So schreibt Wolfenstein dieses Gedicht in einer Klimax, wo Strophe für Strophe das Schlimme, die Einsamkeit der Städter gesteigert wird.

Gedichtvergleich „Städter“ (Alfred Wolfenstein) & „Großstadtabend“ (Dagmar Nick)

Auch das Gedicht von Dagmar Nick „Großstadtabend“ ist wie das erste Gedicht im lyrischen Ich geschrieben und auch ein Sonett.

Paarreime sind hier in jeder Strophe zu finden, 1. Strophe 2.+3. Vers, 2. Strophe 2.+3. Vers, 3. Strophe 1.+2. Vers, 4 Strophe 1.+2. Vers

Umfassender Reim nur in der ersten und zweiten Strophe.

„die Stadt-Ahornblatt“ 1. Strophe, sein-schrein = 2. Strophe.

Stabreime sind wie im ersten Gedicht vereinzelt zu finden, in dem Gedicht „Großstadtabend“ nur an zwei Stellen. 1. Strophe 3 2. Durch das, 4. Strophe 1. Vers späten Stille.

Inhaltlich wird in der ersten Strophe die Schönheit, das Verträumte ausgedrückt, wenn bei Sonnenuntergang das Farbenspiel, bzw. Schattenspiel in den Straßen zu sehen ist. Doch dann kommt die Frage auf in der zweiten Strophe „Ist die Natur, die Wälder nicht viel schöner?“

So eine Art Sehnsucht kann man hier spüren, doch durch eine „schreinde“ Straßenbahn wird die Realität wieder zurückgeholt.

Und so beschreibt Dagmar Nick dann weiter, dass der Vollmond grell vom Neonlicht der Stadt überstrahlt wird. Aber dies alles übertrumpft die Autorin dann noch in der vierten Strophe. Die Natur, das Natürliche alles wird ringsherum vergessen und auch der einzelne einsame Mensch, den sie stellvertretend als ein Mädchen, das an eine Häuserwand gemalt ist, darstellt.

So möchte ich abschließend sagen, dass beide Gedicht dasselbe Ziel haben. In dem ersten Gedicht von Wolfenstein wird es auf eine Art gezeigt, die die Enge der Stadt beschreibt. Eng, voll von Häusern und Menschen und dennoch allein.
Bei dem Gedicht von D. Nick werden die schönen Seiten aufgezählt, die aber auch spüren lassen, dass die Sehnsucht zur Natur und zur Gemeinschaft der Menschen hier gefordert wird. Auch hier ist der Mensch trotz seiner künstlich geschaffenen Schönheit ringsherum allein und so steht abends ein Mädchen allein und verlassen da, wie ein Bild.

Eigene Meinung

Das erste Gedicht ist für mich ansprechender, da ich schnell den Gedanken des Gedichtes ersehen konnte. Es ist als ein Klimax aufgebaut. Das zweite Gedicht von Dagmar Nick hat mich erst einmal völlig verwirrt. Erst beschreibt sie „Schönes“ – mittendrin eine schreiende Trambahn, dann wieder Vollmond und späte Stille. Alles Dinge, die sich positiv anhören, aber dann doch eigentlich entgegengesetzt gemeint sind.

Und so steht ein Kind wie gemalt an der Wand. Einsam und Allein – abends ! Ich denke die Autorin will damit zum Ausdruck bringen, dass der Mensch in der heutigen Zeit immer mehr vereinsamt. Geschrieben hat Dagmar Nick das Gedicht im Jahr 1992, eine Zeit, in der der Egoismus groß und das „Wir“ klein geschrieben werden.

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