Dem Staatsminister Grafen von Herzberg, als den Biographen Friedrichs gewidmet von Susanne von Bandemer

Du, dem vom Tagus bis zum Obyfluß
Des Ruhms Drommete tönt, die Wahrheit Weihrauch streuet;
Du, der dem Vaterland’, auch im Genuß
Der Ruhe, großmuthsvoll des Geistes Kräfte weihet,
Ο Graf! des Staates Wohl war stets dein großes Ziel,
Und das Bewußtseyn recht gethan zu haben
Ist deiner Seele würdiges Gefühl,
Schätzbarer dir, als königliche Gaben. –
 
Jüngst in der Mitternacht,
10 
Wenn alles schläft, die Phantasie nur wacht,
11 
Sah ich den Genius Borussiens. Er blickte
12 
Hinauf zum Himmel. Ihn entzückte
13 
Des großen Friedrichs Ehrendenkmahl nur,
14 
Sonst kein Gestirn. Und siehe, Klio fuhr
15 
Herab vom Äther, in den Händen
16 
Des unerreichbar’n Helden Thatenbuch,
17 
Von ihr nur halb vollbracht: ein flüchtiger Versuch.
18 
Dieß Werk – so sprach sie – kann nur der vollenden,
19 
Der seines Königs Rath
20 
Und Freund und Zeuge war; der funfzig Jahr dem Staat
 
21 
Sich ganz geweiht, und jetzt die Ruh gefunden:
22 
Nimm es und übergieb es seiner Hand.
23 
Empfang’ auch diesen Kranz, dem großen Mann gewunden,
24 
Der in den heil’gen Feyerstunden,
25 
Als Friedrichs Biograph der Ehren höchste fand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.7 KB)

Details zum Gedicht „Dem Staatsminister Grafen von Herzberg, als den Biographen Friedrichs gewidmet“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
169
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Zunächst ist zu sagen, dass das Gedicht von Susanne von Bandemer, einer deutschen Dichterin der romantischen Periode, geschrieben wurde und sich dem Staatsminister Grafen von Herzberg widmet. Es handelt sich dabei offensichtlich um eine Würdigung seiner Tätigkeit als Biograph des Königs Friedrich.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr formell und verherrlichend. Es vermittelt eine starke Wertschätzung und Anerkennung gegenüber dem Adressaten.

Bandemer lobt den Grafen Herzberg dafür, dass er seine Kenntnisse und Fähigkeiten für das Wohl des Staates einsetzt und betont, dass dieser höchste Wertschätzung empfindet für das Bewusstsein, seine Pflichten gut erfüllt zu haben. Der Wunsch des Grafen, auch in seinem Ruhestand seine geistigen Kräfte für das Wohlergehen des Vaterlandes zu nutzen, wird bewundert.

Des Weiteren richtet Bandemer in einer nächtlichen Vision die Aufmerksamkeit auf den Genius Borussiens und die Muse Klio, die dem Grafen ein unvollendetes Buch über die Taten von Friedrich überreicht. Dieses Buch, so die Vision, kann nur vom Grafen vervollständigt werden, der lange Zeit Berater, Freund und Zeuge des Königs war.

In Bezug auf Form und Sprache lässt sich feststellen, dass das Gedicht aus drei unterschiedlich langen Strophen besteht, die durch einen auffällig elaborierten und bildhaften Sprachgebrauch geprägt sind. Die poetischen Mittel, wie etwa die Anspielung auf den „Tagus“ und den „Obyfluß“ in Vers 1 oder die Erwähnung des „Genius Borussiens“ und der „Klio“, bringen einen hohen Grad an Kultiviertheit zum Ausdruck, die zur formalen und ehrfürchtigen Stimmung des Gedichtes beiträgt.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass das Gedicht eine sehr ehrerbietige und lobende Haltung gegenüber dem Grafen Herzberg einnimmt und dessen Leistungen als Staatsminister und Biograph des Königs Friedrich anerkennt. Damit liefert es einen interessanten Einblick in die historische Wertschätzung von politischen und literarischen Leistungen in der Romantik.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dem Staatsminister Grafen von Herzberg, als den Biographen Friedrichs gewidmet“ der Autorin Susanne von Bandemer. 1751 wurde Bandemer in Berlin geboren. 1802 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 169 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für das Gedicht „An Karl Hadermann“, „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ und „An Madame Unzelmann“. Zur Autorin des Gedichtes „Dem Staatsminister Grafen von Herzberg, als den Biographen Friedrichs gewidmet“ haben wir auf abi-pur.de weitere 86 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Susanne von Bandemer (Infos zum Autor)

Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.