Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach von Susanne von Bandemer
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Unsterblich, wie die süßen Lieder, |
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Die sie als Sappho sang, steigt ihre Seel’ empor. |
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Noch liebevoll blickt sie zur Muttererde nieder, |
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Vergist des Lebens Last, und singt schon mit dem Chor |
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Der Jubilirenden in goldner Harfen Klang |
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Dem Vater aller Wesen Dank. |
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Heil ihr! – Und du, ο körperliche Hülle |
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Der guten Seele, ruh’ in feyerlicher Stille |
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Hier wo die Freundschaft heiß an deinem Grabe weint, |
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Bis einst, nach deinem Wunsch, wenn dieses zarte Band |
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Der Nerven reist, wir beyde, Hand in Hand, |
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Die Wunder der Unendlichkeit durchspähen; |
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Und dort, wo Welten sich um größre Sonnen drehen, |
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Ein Stern uns nachbarlich vereint. |
Details zum Gedicht „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“
Susanne von Bandemer
2
14
101
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“ wurde von Susanne von Bandemer verfasst, die von 1751 bis 1828 lebte. Dies fällt in die literarische Epoche der Aufklärung, die etwa von 1720 bis 1800 andauerte und in der Frauen literarisch erst langsam sichtbar wurden.
Schon beim ersten Lesen spürt man eine tiefe Bewunderung des lyrischen Ichs für die Verstorbene, Frau Anne Luise Karschinn. Susanne von Bandemer preist die Unsterblichkeit der Seele, die sich in den süßen Liedern der verstorbenen Frau Karschin widerspiegelte. Diese wird mit Sappho, einer der größten Dichterinnen der Antike, verglichen, was der Verstorbenen eine hohe Würdigung zuteilwerden lässt.
Inhaltlich geht das Gedicht um die Ehrung und Verabschiedung der Dichterin Anne Luise Karsch, die das lyrische Ich als Freundin und musische Inspirationsquelle verehrt. Das lyrische Ich drückt die Hoffnung aus, eines Tages wieder vereint zu sein - nach dem Tod, in der Unendlichkeit des Weltenraums. Daher die Referenz auf das Universum und die Sterne, die als Metaphern für das Jenseits und die Unsterblichkeit interpretiert werden können.
Auffällig ist die Form des Gedichts: die zwei Strophen haben unterschiedliche Verszahlen, nämlich neun und fünf Verse. Dies wirkt eher unkonventionell und könnte bedeuten, dass das lyrische Ich seine Gefühle und Gedanken freier ausdrücken möchte, was typisch für die Aufklärung ist.
Die Sprache des Gedichts ist gehoben und pathetisch, teils in altertümlicher Orthografie („feyerlicher“), und mit griechischen Buchstaben, was vermutlich als Hinweis auf die griechische Dichterin Sappho zu verstehen ist. Es wechselt zwischen Allegorien („süßen Lieder“, „goldner Harfen Klang“) und konkreten Referenzen (z.B. „körperliche Hülle“), was zur feierlichen und ernsten Stimmung beiträgt und die hohe Wertschätzung unterstreicht, die Susanne von Bandemer für Frau Karschinn hegt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“ der Autorin Susanne von Bandemer. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Im Jahr 1802 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Susanne von Bandemer sind „An Ihn“, „An Karl Hadermann“ und „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“. Zur Autorin des Gedichtes „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“ haben wir auf abi-pur.de weitere 86 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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