Das Gewitter von Gustav Schwab

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind,
In dumpfer Stube beisammen sind;
Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt
Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl –
Wie wehen die Lüfte so schwül!
 
Das Kind spricht: „Morgen ist’s Feiertag,
Wie will ich spielen im grünen Hag,
Wie will ich springen durch Thal und Höh’n,
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Wie will ich pflücken viel Blumen schön;
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Dem Anger, dem bin ich hold!“ –
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Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
 
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Die Mutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag,
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Da halten wir alle fröhlich Gelag,
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Ich selber, ich rüste mein Feierkleid;
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Das Leben es hat auch Lust nach Leid,
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Dann scheint die Sonne wie Gold!“ –
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Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
 
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Großmutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag,
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Großmutter hat keinen Feiertag,
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Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid,
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Das Leben ist Sorg’ und viel Arbeit;
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Wohl dem, der that, was er sollt’!“ –
24 
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?
 
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Urahne spricht: „Morgen ist’s Feiertag,
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Am liebsten morgen ich sterben mag:
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Ich kann nicht singen und scherzen mehr,
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Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer,
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Was thu’ ich noch auf der Welt?“ –
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Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?
 
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Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht,
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Es flammet die Stube wie lauter Licht:
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Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
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Vom Strahl miteinander getroffen sind,
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Vier Leben endet ein Schlag –
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Und morgen ist’s Feiertag.
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Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Das Gewitter“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
231
Entstehungsjahr
1828
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Gustav Schwab ist der Autor des Gedichtes „Das Gewitter“. Im Jahr 1792 wurde Schwab in Stuttgart geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1828. Erschienen ist der Text in Gütersloh. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 37 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 231 Worte. Gustav Schwab ist auch der Autor für Gedichte wie „Lied eines abziehenden Burschen“, „Abendsegen“ und „Bemooster Bursche, zieh ich aus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Gewitter“ weitere 12 Gedichte vor.

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