Die Schwabenalb von Gustav Schwab
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Ich lieg’ auf weichem Bette, |
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Auf moos’gem Eichengrund, |
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Und vor mir Kett’ auf Kette |
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Du festes Alpenrund! |
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Ich sing’, ich darf es wagen, |
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Es muß ein Lied entstehn, |
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Ich brauche nur zu sagen, |
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Was ich ringsum gesehn: |
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Ganz ferne dort zur Linken, |
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In ros’gem Abendschein, |
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Seh’ ich ihn duftig winken, |
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Den hohen Rosenstein. |
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Gesang! vorüberschwelle |
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An seiner Felsenkluft; |
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Mit leuchtender Kapelle |
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Der fromme Rechberg ruft. |
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Ich spend’ ihm ein Gebete; |
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Bereitet und erbaut, |
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So schau’ ich nach der Stätte, |
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Wo Hohenstaufen graut. |
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Von Klängen und von Bildern |
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Wird mir da mächtig bang, |
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Man sänge, sie zu schildern, |
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Wohl ein Jahrhundert lang. |
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Wer forscht nach Staufens Preise, |
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Mag zu den Trümmern gehn, |
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Dort wird mit Geisterweise |
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Ihn ew’ges Lied umwehn. |
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Vorüber nun an Bergen, |
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Durch manche Namen groß, |
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Die, ein Gefolg von Särgen, |
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Umlagern dieses Schloß. |
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Durch Höh’n und Thäler flüchtig, |
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Bis zu dem scharfen Eck: |
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Dort aber steht gewichtig |
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Die herzogliche Teck. |
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Mit Felsen und mit Höhlen |
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Treibt Abendlicht sein Spiel, |
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Zu schau’n und zu erzählen |
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Giebt’s hier des Ernsten viel. |
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Man hat dich lassen schleifen, |
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Vergessner Waffensaal! |
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Wie neu erbaut, o Neufen, |
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Glänzst du im Sonnenstrahl. |
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Und süß tönt’s, wie die Cither, |
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Aus deiner Hallen Grund! – |
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Dort sang dein edler Ritter |
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Von Liebchens rothem Mund*). |
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Aus der Gebirge Kerkern |
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Schaut Urach ernst herab, |
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Mit morschen Thurmeserkern, |
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Mit seines Dichters Grab**). |
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Wie schmiegt der Bäume Wipfel, |
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Wie Rebe sich und Halm |
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Um deinen schlanken Gipfel, |
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Du herrliches Achalm! – |
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Dort, wo die Eichen sprossen, |
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Wo Heidenmäler stehn, |
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Von Farren und von Rossen |
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Noch sprechen jene Höh’n. |
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Doch Blick und Lied in vollern, |
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In schnellern Bahnen zieht! |
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Das ist ja Hohenzollern, |
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Was noch so sonnig glüht! |
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Der Staufen ist gesunken |
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In abendliche Nacht, |
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Du aber stehst noch, trunken |
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Von königlicher Pracht! |
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Und höher, höher ziehet |
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Der Sonne letzter Strahl, |
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Bis er auch dir entfliehet, |
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Und deine Stirn ist fahl. |
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Und Duft und Nebel füllet, |
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Was rings von Bergen steht, |
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Und Herz und Lied sich hüllet |
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In schweigendes Gebet. |
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*) Gottfried von Neufen, der Minnesänger. – „Der Neufener singt von seiner Frauen rothem Munde.“ So charakterisirt ihn ein anderer alter Dichter. |
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**) Nikodemus Frischlin’s. |
Details zum Gedicht „Die Schwabenalb“
Gustav Schwab
20
78
357
1828
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Schwabenalb“ stammt von Gustav Schwab, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1792 bis 1850 lebte. Das Werk kann somit dem 19. Jahrhundert bzw. der Epoche der Romantik zugeordnet werden.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht eine sehr bildreiche und landschaftliche Beschreibung der Schwäbischen Alb darstellt. Es kontrastiert die natürlichen Merkmale der Landschaft mit ihren historischen und kulturellen Aspekten.
Die zentrale Botschaft des Gedichts scheint die tiefe Liebe und Verehrung des lyrischen Ichs für die Schwäbische Alb zu sein. Das lyrische Ich teilt detaillierte Beschreibungen und Empfindungen der Landschaft, ihrer Natur und ihrer historischen Monumente mit, um seine tiefe Verbundenheit und Sehnsucht nach der Heimat auszudrücken.
Das Gedicht ist klar strukturiert und besteht aus 20 Strophen, von denen jede 4 Verse enthält, ausgenommen die letzte Strophe, welche nur 2 Verse aufweist. Diese Gleichmäßigkeit verleiht dem melancholischen Ton des Gedichts einen ruhigen Fluss.
Die Sprache des Gedichts ist geprägt von Schwabs dichterischer, malerischer Sprache, die einen einfachen und natürlichen Eindruck der Landschaft vermittelt. Indem er die natürlichen Merkmale der Landschaft personifiziert, verleiht er ihnen eine poetische Tiefe und Emotion.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass Schwabs Gedicht „Die Schwabenalb“ das Gefühl von Heimatverbundenheit und Naturverbundenheit zum Ausdruck bringt und darüber hinaus die Schönheit und den kulturellen Wert der Schwäbischen Alb hervorhebt. Es zeigt, wie Landschaft und Geschichte untrennbar miteinander verbunden sind und zu unserer Wahrnehmung von Zugehörigkeit und Identität beitragen.
Weitere Informationen
Gustav Schwab ist der Autor des Gedichtes „Die Schwabenalb“. Im Jahr 1792 wurde Schwab in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1828 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Tübingen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 78 Versen mit insgesamt 20 Strophen und umfasst dabei 357 Worte. Die Gedichte „Das Gewitter“, „Das Mahl zu Heidelberg“ und „Liebesmorgen“ sind weitere Werke des Autors Gustav Schwab. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Schwabenalb“ weitere 12 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Gustav Schwab (Infos zum Autor)
- Das Archiv.
- Das Gewitter
- Das Mahl zu Heidelberg
- Liebesmorgen
- Rechtfertigung
- Schlittenlied
- Zueignung
- Verse auf eine aufgegrabene Burg
- Lied eines abziehenden Burschen
- Abendsegen
Zum Autor Gustav Schwab sind auf abi-pur.de 12 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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