Auf dem Segeberg von Theodor Storm

Hier stand auch einer Frauen Wiege,
Die Wiege einer deutschen Frau;
Die schaut mich an mit Augen blau,
Und auf dem Felsen, drauf ich liege,
Schließt sie mich plötzlich an die Brust.
Da werd ich mir des Glücks bewußt;
Ich seh die Welt so unvergänglich,
Voll Schönheit mir zu Füßen ruhn;
Und alle Sorgen, die so bänglich
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Mein Herz bedrängten, schweigen nun.
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Musik! Musik! Die Lerchen singen,
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Aus Wies' und Wäldern steigt Gesang,
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Die Mücken in den Lüften schwingen
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Den süßen Sommerharfenklang.
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Und unten auf besonnter Flur
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Seh ich des Kornes Wellen treiben,
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In blauen Wölkchen drüber stäuben
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Ein keusch Geheimnis der Natur.
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Da tauchen an des Berges Seite
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Zwei Köpfchen auf aus dem Gestein;
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Zwei Knaben steigen durchs Gekräute;
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Und sie sind unser, mein und dein.
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Sie jauchzen auf, die Felsen klingen;
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Mein Bursche schlank, mein Bursche klein!
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Schau, wie sie purzeln, wie sie springen,
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Und jeder will der erste sein.
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In Kinderlust die Wangen glühen;
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Die Welt, die Welt, o wie sie lacht!
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Nun hängen sie an deinen Knien,
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Nun an den meinen unbedacht;
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Der Große hier, und hier der Kleine,
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Sie halten mich so eng umfaßt,
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Daß in den Thymian der Steine
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Mich hinzieht die geliebte Last.
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Die Schatten, die mein Auge trübten,
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Die letzten, scheucht der Kindermund;
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Ich seh der Heimat, der geliebten,
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Zukunft in dieser Augen Grund.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Auf dem Segeberg“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
38
Anzahl Wörter
222
Entstehungsjahr
1817 - 1888
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf dem Segeberg“ wurde von Theodor Storm verfasst, einem der bedeutendsten Vertreter der literarischen Strömung des poetischen Realismus im 19. Jahrhundert.

Beim ersten Eindruck kann das Gedicht als Naturbeschreibung und -erlebnis wahrgenommen werden, in der ein Gefühl der Heimatverbundenheit und Harmonie zum Tragen kommt. Es strahlt Zufriedenheit, Ruhe und eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zur Familie aus.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um den Blick aus der Perspektive des lyrischen Ichs auf die Natur und die eigene Familie, wahrscheinlich die Ehefrau und zwei Kinder. Das lyrische Ich beschreibt eine idyllische Szene in der Natur, die es offensichtlich glücklich macht und ihm Frieden gibt. Es scheint, als ob die Person in der Vergangenheit einige Sorgen und Ängste hatte, die jedoch durch das Erleben der Natur und die Verbundenheit zur Familie gelöst werden. Die Kinder spielen eine spezielle Rolle an dieser Stelle, ihre Lebensfreude und Unschuld führt schließlich zur völligen Auflösung aller Sorgen des lyrischen Ichs.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus 38 Versen, die in einer einzigen Strophe zusammengefasst sind. Dies verleiht dem Gedicht einen fließenden Charakter und spiegelt gleichzeitig die Harmonie und den Frieden wider, die das lyrische Ich in dieser natürlichen und familiären Szene erlebt.

Sprachlich verwendet Storm eine sehr bildreiche und lyrische Sprache, die die Beschreibungen lebendig und greifbar macht. Es gibt viele Naturmetaphern wie „Musik! Musik! Die Lerchen singen“, „In blauen Wölkchen drüber stäuben Ein keusch Geheimnis der Natur.“ usw., die das Gedicht sehr malerisch und stimmungsvoll machen. Die Sprache in Verbindung mit dem Inhalt reflektiert, wie eng das lyrische Ich mit der Natur und der Familie verbunden ist und wie diese Elemente zur Auflösung seiner inneren Konflikte und Ängste beitragen.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Auf dem Segeberg“ ein typisches Beispiel für Storms Fähigkeit ist, die Natur und menschliche Emotionen auf eine sehr malerische und kraftvolle Weise zu verbinden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf dem Segeberg“ des Autors Theodor Storm. Geboren wurde Storm im Jahr 1817 in Husum. Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1888 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Storm handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 222 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 38 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Storm sind „Oktoberlied“, „Von Katzen“ und „Weihnachtslied“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Segeberg“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 131 Gedichte vor.

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