Verirrt von Theodor Storm

Ein Vöglein singt so süße
Vor mir von Ort zu Ort;
Weh, meine wunden Füße!
Das Vöglein singt so süße,
Ich wandre immerfort.
 
Wo ist nun hin das Singen?
Schon sank das Abendrot;
Die Nacht hat es verstecket,
Hat alles zugedecket
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Wem klag ich meine Not?
 
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Kein Sternlein blinkt im Walde,
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Weiß weder Weg noch Ort;
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Die Blumen an der Halde,
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Die Blumen in dem Walde,
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Die blühn im Dunkeln fort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Verirrt“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1817 - 1888
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Verirrt“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Lyriker Theodor Storm. Storm hat bedeutende Werke im Bereich der deutschen Romantik und des poetischen Realismus verfasst. Er wurde im Jahr 1817 geboren und starb 1888.

Beim ersten Lesen des Gedichtes fällt der melancholische und etwas rätselhafte Ton auf. Das lyrische Ich scheint verloren und orientierungslos zu sein, was in der ständigen Wanderschaft nach dem süß singenden Vöglein zum Ausdruck kommt.

In einfachen Worten geht es in dem Gedicht um eine Person, das lyrische Ich, die einem süß singenden Vogel von Ort zu Ort folgt und dabei offenbar ziellos und unermüdlich umherwandert. In der zweiten Strophe beschreibt das lyrische Ich, wie das Singen des Vogels plötzlich verstummt und die Dunkelheit hereinbricht. Es fragt sich, wem es seine Not klagen kann. Die dritte Strophe drückt erneut die Verlorenheit und Orientierungslosigkeit aus, denn kein Stern leuchtet und die Blumen blühen unbeobachtet im Dunkel.

Die Aussage des lyrischen Ichs ist zweischichtig: Einerseits erzählt es von seiner physischen Wanderung, seinen schmerzenden Füßen und seiner Unfähigkeit, in der Dunkelheit den Weg zu finden. Andererseits scheint es eine Metapher auf das Leben zu sein, auf die Suche nach Schönheit und Freude, symbolisiert durch das singende Vöglein, die trotz aller Anstrengungen und Schmerzen letztlich unerreichbar und vergänglich sind.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils fünf Versen. Es besitzt keinen erkennbaren Reim, sondern ist in freien Versen verfasst. Die auf das Wesentliche reduzierte Sprache, geprägt von kurzen, prägnanten Sätzen und Alltagsvokabular, erzeugt eine Atmosphäre der Klarheit und Einfachheit, die jedoch durch die melancholische Grundstimmung kontrastiert wird.

In Bezug auf die verwendete Sprache ist auffällig, dass Storm Naturbilder verwendet, um die Gemütslage des lyrischen Ichs zu unterstreichen. Der süß singende Vogel, das Abendrot, die Nacht und die Blumen sind symbolträchtige Elemente, die einerseits die Schönheit und Vergänglichkeit der Natur widerspiegeln und andererseits die Isolation und Einsamkeit des lyrischen Ichs betonen.

Weitere Informationen

Theodor Storm ist der Autor des Gedichtes „Verirrt“. Im Jahr 1817 wurde Storm in Husum geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1833 und 1888. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei Storm handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 71 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Storm sind „Abseits“, „Bettlerliebe“ und „Die Stadt“. Zum Autor des Gedichtes „Verirrt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 131 Gedichte veröffentlicht.

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