Der beßre Lethe von Friederike Brun

Leis' umschweben,
Hell umbeben
Uns des Abends Rosengluthen;
Still entwanken
Die Gedanken
Diesen leichtgefurchten Fluthen!
 
Grüne Hügel
Stehn im Spiegel
Des Gewässers eingetauchet,
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Dunkle Haine
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Sind vom Scheine
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Goldner Wolken angehauchet.
 
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Kleiner Nachen,
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Hilf die wachen
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Träume unsrer Seelen bilden!
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Schon entschweben
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Wir dem Leben
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Zu Elysischen Gefilden!
 
19 
Auf den Lethe
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Blickt die Röthe
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Keines Sommerabends nieder!
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Uns entquelle
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Deiner Welle
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Der Erinnrung Schwangefieder!
 
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Nicht vergessen,
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Nur ermessen
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Wollen wir der Vorzeit Stunden!
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Auf! und Kränze
29 
Aus dem Lenze
30 
Froher Jugend still gewunden!
 
31 
Auch nicht Schmerzen
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Zarter Herzen
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Werden in die Fluth versenket
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Sanft erfrische
35 
Das Gemische,
36 
Thräne, die des Freunds gedenket.
 
37 
Tief hinunter
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Sink', o bunter
39 
Tand des öden Weltgewühles!
40 
Sorg' und Kummer
41 
Wieg' in Schlummer
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Das Geträum des Kinderspieles!
 
43 
So entschweben
44 
Wir dem Leben
45 
Hin in des Vergangnen Haine!
46 
Nichts verlohren!
47 
Neugebohren
48 
Steigt der Tag aus Dämmrungsscheine!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Der beßre Lethe“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
139
Entstehungsjahr
1765 - 1835
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der beßre Lethe“ wurde von Friederike Brun verfasst, einer Dichterin und Schriftstellerin, die im 18./19. Jahrhundert lebte.

Das Werk erzeugt sofort einen ruhigen und sinnlichen Eindruck und erinnert an eine meditative Reflexion. Im Inhalt beschreibt das lyrische Ich eine Reise durch eine idyllische Landschaft im Abendlicht, die eine Atmosphäre der Ruhe und Entspannung erzeugt. Die Landschaft ist voller natürlicher Schönheit wie die „Rosengluthen“ des Abends, die „grüne Hügel“ und „dunkle Haine“. Diese Elemente dienen als Metapher für eine Reise der Selbstreflexion und Selbstfindung. Das lyrische Ich scheint eine emotionale Reise anzustreben, in der es die Vergangenheit neu bewertet und sie in einem friedlichen Licht sieht.

Die Worte „Lethe“ und „Elysischen Gefilden“ in den Versen 18 und 19 verweisen auf die griechische Mythologie. Lethe ist ein Fluss in der griechischen Unterwelt, dessen Wasser die Seelen der Toten vergessen lässt, was ihr vorherges Leben war. Elysium hingegen war das Paradies, in das die Seelen der Heroen und Gerechten nach dem Tod gelangen. Das lyrische Ich verlangt nach der positiven, erneuernden Wirkung der „Lethe“, aber nicht auf die übliche Art des Vergessens, sondern durch eine friedliche Neubeurteilung und Neubewertung der Vergangenheit.

Formal ist das Gedicht in acht Strophen unterteilt, jede mit sechs Versen. Die Sprache ist bildreich und emotional, mit Kontrasten zwischen Dunkelheit und Licht, Hektik und Ruhe, Vergangenheit und Gegenwart. Die Bilder und Metaphern sind lebhaft und fesselnd, sie erzeugen eine Atmosphäre der Melancholie, der Sehnsucht und schlussendlich der Erneuerung und Hoffnung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der beßre Lethe“ von Friederike Brun ein Gedicht ist, das eine Reise der Selbstreflexion und Erneuerung durch die Metapher einer Reise durch eine idyllische Landschaft darstellt. Es ist ein Aufruf, die Vergangenheit neu zu bewerten, sich von den Sorgen und Ängsten der Welt zu lösen und eine neue, friedlichere Perspektive auf das Leben zu gewinnen.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Der beßre Lethe“ ist Friederike Brun. Die Autorin Friederike Brun wurde 1765 in Gräfentonna geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1781 bis 1835 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 139 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 48 Versen. Friederike Brun ist auch die Autorin für das Gedicht „An Selma Gerstenberg“, „An eine Sängerin“ und „An meine Freundinn Charlotte, Gräfin von Dernath, geborne Bernstorf“. Zur Autorin des Gedichtes „Der beßre Lethe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.

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