Für die Mouche von Heinrich Heine
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Es träumte mir von einer Sommernacht, |
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Wo bleich, verwittert, in des Mondes Glanze |
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Bauwerke lagen, Reste alter Pracht, |
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Ruinen aus der Zeit der Renaissance. |
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Nur hie und da, mit dorisch ernstem Knauf, |
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Hebt aus dem Schutt sich einzeln eine Säule, |
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Und schaut ins hohe Firmament hinauf, |
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Als ob sie spotte seiner Donnerkeile. |
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Gebrochen auf dem Boden liegen rings Portale, |
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Giebeldächer mit Skulpturen, |
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Wo Mensch und Tier vermischt, Zentaur und Sphinx, |
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Satyr, Chimäre - Fabelzeitfiguren. |
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Auch manches Frauenbild von Stein liegt hier, |
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Unkrautumwuchert in dem hohen Grase; |
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Die Zeit, die schlimmste Syphilis, hat ihr |
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Geraubt ein Stück der edlen Nymphennase. |
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Es steht ein offner Marmorsarkophag |
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Ganz unverstümmelt unter den Ruinen, |
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Und gleichfalls unversehrt im Sarge lag |
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Ein toter Mann mit leidend sanften Mienen. |
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Karyatiden mit gerecktem Hals, |
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Sie scheinen mühsam ihn emporzuhalten. |
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An beiden Seiten sieht man ebenfalls |
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Viel basrelief gemeißelte Gestalten. |
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Hier sieht man des Olympos Herrlichkeit |
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Mit seinen lüderlichen Heidengöttern, |
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Adam und Eva stehn dabei, sind beid' |
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Versehn mit keuschem Schurz von Feigenblättern |
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Hier sieht man Trojas Untergang und Brand, |
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Paris und Helena, auch Hektor sah man; |
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Moses und Aaron gleich daneben stand, |
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Auch Esther, Judith, Holofern und Haman. |
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Desgleichen war zu sehn der Gott Amur, |
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Phöbus Apoll, Vulkanus und Frau Venus, |
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Pluto, Neptun, Diana und Merkur, |
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Gott Bacchus und Priapus und Silenus. |
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Daneben stand der Esel Balaams |
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Der Esel war zum Sprechen gut getroffen |
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Dort sah man auch die Prüfung Abrahams |
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Und Lot, der mit den Töchtern sich besoffen. |
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Hier war zu schaun der Tanz Herodias', |
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Das Haupt des Täufers trägt man auf der Schüssel, |
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Die Hölle sah man hier und Satanas, |
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Und Petrus mit dem großen Himmelsschlüssel. |
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Abwechselnd wieder sah man hier skulpiert |
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Des geilen Jovis Brunst und Freveltaten, |
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Wie er als Schwan die Leda hat verführt, |
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Die Danae als Regen von Dukaten. |
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Hier war zu sehn Dianas Wilde Jagd, |
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Ihr folgen hochgeschürzte Nymphen, Doggen, |
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Hier sah man Herkules in Frauentracht, |
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Die Spindel drehend, hält sein Arm den Rocken. |
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Daneben ist der Sinai zu sehn, |
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Am Berg steht Israel mit seinen Ochsen, |
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Man schaut den Herrn als Kind im Tempel stehn |
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Und disputieren mit den Orthodoxen. |
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Die Gegensätze sind hier grell gepaart, |
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Des Griechen Lustsinn und der Gottgedanke |
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Judäas! Und in Arabeskenart |
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Um beide schlingt der Efeu seine Ranke. |
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Doch, wunderbar! Derweilen solcherlei |
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Bildwerke träumend ich betrachtet habe, |
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Wird plötzlich mir zu Sinn, ich selber sei |
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Der tote Mann im schönen Marmorgrabe. |
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Zu Häupten aber meiner Ruhestätt' |
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Stand eine Blume, rätselhaft gestaltet, |
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Die Blätter schwefelgelb und violett, |
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Doch wilder Liebreiz in der Blume waltet. |
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Das Volk nennt sie die Blume der Passion |
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Und sagt, sie sei dem Schädelberg entsprossen, |
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Als man gekreuzigt hat den Gottessohn, |
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Und dort sein welterlösend Blut geflossen. |
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Blutzeugnis, heißt es, gebe diese Blum', |
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Und alle Marterinstrumente, welche |
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Dem Henker dienten bei dem Märtyrtum, |
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Sie trüge sie abkonterfeit im Kelche. |
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Ja, alle Requisiten der Passion |
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Sähe man hier, die ganze Folterkammer, |
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Zum Beispiel: Geißel, Stricke, Dornenkron', |
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Das Kreuz, den Kelch, die Nägel und den Hammer. |
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Solch eine Blum' an meinem Grabe stand, |
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Und über meinen Leichnam niederbeugend, |
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Wie Frauentrauer, küßt sie mir die Hand, |
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Küßt Stirne mir und Augen, trostlos schweigend. |
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Doch, Zauberei des Traumes! Seltsamlich, |
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Die Blum' der Passion, die schwefelgelbe, |
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Verwandelt in ein Frauenbildnis sich, |
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Und das ist sie - die Liebste, ja, dieselbe! |
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Du warst die Blume, du geliebtes Kind, |
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An deinen Küssen mußt ich dich erkennen. |
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So zärtlich keine Blumenlippen sind, |
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So feurig keine Blumentränen brennen! |
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Geschlossen war mein Aug', doch angeblickt |
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Hat meine Seel'beständig dein Gesichte, |
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Du sahst mich an, beseligt und verzückt, |
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Und geisterhaft beglänzt vom Mondenlichte! |
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Wir sprachen nicht, jedoch mein Herz vernahm, |
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Was du verschwiegen dachtest im Gemüte |
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Das ausgesprochne Wort ist ohne Scham, |
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Das Schweigen ist der Liebe keusche Blüte. |
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Und wie beredsam dieses Schweigen ist! |
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Man sagt sich alles ohne Metaphoren, |
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Ganz ohne Feigenblatt, ganz ohne List |
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Des Silbenfalls, des Wohllauts der Rhetoren. |
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Lautloses Zwiegespräch! man glaubt es kaum, |
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Wie bei dem stummen, zärtlichen Geplauder |
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So schnell die Zeit verstreicht im schönen Traum |
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Der Sommernacht, gewebt aus Lust und Schauder. |
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Was wir gesprochen, frag es niemals, ach! |
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Den Glühwurm frag, was er dem Grase glimmert, |
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Die Welle frage, was sie rauscht im Bach, |
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Den Westwind frage, was er weht und wimmert. |
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Frag, was er strahlet, den Karfunkelstein, |
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Frag, was sie duften, Nachtviol' und Rosen |
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Doch frage nie, wovon im Mondenschein |
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Die Marterblume und ihr Toter kosen! |
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Ich weiß es nicht, wie lange ich genoß |
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In meiner schlummerkühlen Marmortruhe |
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Den schönen Freudentraum. Ach, es zerfloß |
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Die Wonne meiner ungestörten Ruhe! |
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O Tod! mit deiner Grabesstille, du, |
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Nur du kannst uns die beste Wollust geben; |
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Den Krampf der Leidenschaft, Lust ohne Ruh', |
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Gibt uns für Glück das albern rohe Leben! |
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Doch wehe mir! es schwand die Seligkeit, |
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Als draußen plötzlich sich ein Lärm erhoben; |
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Es war ein scheltend, stampfend wüster Streit, |
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Ach, meine Blum' verscheuchte dieses Toben! |
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Ja, draußen sich erhob mit wildem Grimm |
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Ein Zanken, ein Gekeife, ein Gekläffe, |
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Ich glaubte zu erkennen manche Stimm' |
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Es waren meines Grabmals Basreliefe. |
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Spukt in dem Stein der alte Glaubenswahn? |
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Und disputieren diese Marmorschemen? |
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Der Schreckensruf des wilden Waldgotts Pan |
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Wetteifernd wild mit Mosis Anathemen! |
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Oh, dieser Streit wird enden nimmermehr, |
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Stets wird die Wahrheit hadern mit dem Schönen, |
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Stets wird geschieden sein der Menschheit Heer |
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In zwei Partei'n: Barbaren und Hellenen. |
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Das fluchte, schimpfte! gar kein Ende nahm's |
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Mit dieser Kontroverse, der langweil'gen, |
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Da war zumal der Esel Balaams, |
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Der überschrie die Götter und die Heil'gen! |
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Mit diesem I-A, I-A, dem Gewieh'r, |
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Dem schluchzend ekelhaften Mißlaut, brachte |
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Mich zur Verzweiflung schier das dumme Tier, |
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Ich selbst zuletzt schrie auf - und ich erwachte. |
Details zum Gedicht „Für die Mouche“
Heinrich Heine
37
148
926
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht wurde von dem deutschen Dichter Heinrich Heine (1797-1856) verfasst und trägt den Titel „Für die Mouche“. Mouche war der Kosename, den Heinrich Heine für seine Frau Mathilde verwendete. Dieses Gedicht stammt aus der Spätphase seines Schreibens.
Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichts unterstreicht die umfangreiche Ausführung der metaphorischen und allegorischen Aspekte. Es besteht aus 37 Strophen, jede mit vier Versen, eine eher ungewöhnliche Länge für ein Gedicht, die auf seine narrative Struktur hindeutet. Im Gegensatz zu seinem weiteren Werk lässt Heine in „Für die Mouche“ seinen scharfzüngigen Spott und Sarkasmus beißend durchscheinen.
Vom Inhalt her beschreibt das lyrische Ich einen Traum voller Begegnungen mit Herrlichkeit und Zerfall, mit Motiven der antiken und christlichen Mythologie. Es wandelt durch eine postapokalyptische Welt aus Zerstörungen, inmitten derer es sich trotz der Umgebung in einem Zustand des Friedens und Genusses befindet. In einer Höhle sieht das lyrische Ich sich plötzlich als einen toten Mann und erlebt eine innige Begegnung mit einer mysteriösen Blume, die sich in seine Geliebte verwandelt. Doch dieser Moment der Ekstase wird durch einen lauten Lärm gestört, der das lyrische Ich aus dem idyllischen Frieden reißt und es schließlich aufwachen lässt.
Formal besticht das Gedicht durch Reime, die jedem Verspaar eine melodische Einheit verleihen. Die vierzeiligen Strophen sind meist in Paarreimen (AABB) gehalten, was einen gleichmäßigen Rhythmus erzeugt. Sprachlich verwendet Heine eine gehobene, oft altertümliche Sprache mit vielen Anspielungen auf die griechische und christliche Mythologie sowie auf die Geschichte. Seine Ausdrucksweise ist voller Ironie und beißendem Spott, typisch für seine spätere Dichtung.
Die metaphorischen und allegorischen Bilder, die das Gedicht präsentiert, überschreiten die Grenze zwischen Realität und Traum und stellen eine tiefe Reflexion über Themen wie Liebe, Tod, Vergänglichkeit und das Streben nach Glück dar. Abschließend ist „Für die Mouche“ ein beeindruckendes, reflektiertes und tiefgründiges Werk voller Bilder und Symbole, die sorgfältig zu dechiffrieren sind und facettenreiche Interpretationen ermöglichen. Es zeigt aber auch Heines Meisterschaft in der Poesie und seine einzigartige Fähigkeiten, kraftvolle und nachdenkliche Botschaften auf besondere Weise in Versform zu bringen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Für die Mouche“ des Autors Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1813 und 1856. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 148 Versen mit insgesamt 37 Strophen und umfasst dabei 926 Worte. Die Gedichte „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Für die Mouche“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Heine sind auf abi-pur.de 535 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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