Der Scheidende von Heinrich Heine

Erstorben ist in meiner Brust
Jedwede weltlich eitle Lust,
Schier ist mir auch erstorben drin
Der Haß des Schlechten, sogar der Sinn
Für eigne wie für fremde Not
Und in mir lebt nur noch der Tod!
 
Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und gähnend wandelt jetzt nach Haus
Mein liebes deutsches Publikum,
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Die guten Leutchen sind nicht dumm;
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Das speist jetzt ganz vergnügt zu Nacht,
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Und trinkt sein Schöppchen, singt und lacht
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Er hatte recht, der edle Heros,
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Der weiland sprach im Buch Homeros':
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Der kleinste lebendige Philister
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Zu Stukkert am Neckar, viel glücklicher ist er,
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Als ich, der Pelide, der tote Held,
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Der Schattenfürst in der Unterwelt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Scheidende“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Heinrich Heine geschrieben, einem der bedeutendsten deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Die zeitliche Einordnung lässt sich der lebenszeit Heines entnehmen, es entstand also in der Zeit des Biedermeiers und Vormärz, genaue Entstehungsjahre sind nicht genannt.

Beim ersten Lesen des Gedichts wird eine Stimmung von Abschied, Ende und Tod vermittelt, gepaart mit einer melancholischen Resignation.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Protagonisten, der sich von der Welt distanziert und in sich nur noch den Tod fühlt. In der ersten Strophe spricht er von einem Erlöschen jeglicher Leidenschaft oder Interesse, sowohl für die weltlichen Freuden, als auch für die Nöte und Probleme anderer Menschen und seiner selbst. In der zweiten Strophe setzt Heine dieses Bild fort und vergleicht die Situation des lyrischen Ichs mit dem Ende eines Theaterstückes. Während die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen und sich amüsieren, bleibt das lyrische Ich zurück, im Bewusstsein, dass sein eigenes Stück zu Ende ist. Heine spielt hier auf den antiken Helden Achilles an, der trotz seiner ruhmreichen Taten und seines Adels in der Unterwelt herrschen muss, während ein einfacher Bürger ein zufriedenes Leben führen kann.

Die Kernaussage des Gedichts ist somit eine Reflexion über Vergänglichkeit und den Kontrast zwischen der äußeren, leichtlebigen Welt und dem inneren Leid des Individuums, das mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert ist.

Das Gedicht ist in freien Versen verfasst. Es sind keine klassischen Reimformen erkennbar, was den ernsten, nachdenklichen Ton des Gedichts unterstreicht und Hand in Hand mit dem schwermütigen Thema geht. Heine benutzt einfache, klare Sprache, die das Bild eines sterbenden Helden in einer fröhlichen, unbeeindruckten Welt malt und so den Kontrast in den Mittelpunkt stellt.

Insgesamt behandelt Heine in diesem Gedicht die Unausweichlichkeit des Todes und die Tragödie, die darin liegt, dass das Leben für die Lebenden, trotz des Todes eines Einzelnen, ungerührt weitergeht.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Der Scheidende“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Im Zeitraum zwischen 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 109 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Scheidende“ weitere 535 Gedichte vor.

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