Welsche Sage von Heinrich Heine

Zu Turin, im alten Schlosse,
Sehen wir, aus Stein gemetzt,
Wie ein Weib mit einem Rosse
Sodomitisch sich ergötzt.
 
Und es heißt: daß jene Dame
Die erlauchte Mutter ward
Eines Fürstenstamms; der Same
Schlug fürwahr nicht aus der Art.
 
Ja, sie hatten alle wenig
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Von der menschlichen Natur!
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Und an jedem Sardenkönig
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Merkte man die Pferdespur.
 
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Stets brutal zugleich und blöde,
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Stallgedanken, jammervoll,
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Ein Gewieher ihre Rede,
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Eine Bestie jeder Zoll.
 
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Du allein, du des Geschlechtes
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Letzter Sprößling, fühlst und denkst
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Wie ein Mensch, und hast ein echtes
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Christenherz, und bist kein Hengst.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Welsche Sage“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Welsche Sage“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts (geboren 1797, gestorben 1856). Das Gedicht ist damit der Epoche der Romantik zuzuordnen.

Beim ersten Eindruck fallen deutliche Elemente des Sarkasmus und der Satire auf. Heine nutzt eine bestehende Sage und verwendet diese als scharfe Kritik.

Im Hinblick auf den Inhalt beschreibt das lyrische Ich eine Statue in Turin, aus Stein gemeißelt, die eine Frau in perverser Weise mit einem Pferd darstellt. Es wird suggeriert, dass sie die Ahnfrau eines Fürstenstamms ist. Die Nachkommen, die Fürsten oder Könige, zeichnen sich aus Sicht des lyrischen Ichs durch unmenschliche und tierische Verhaltensweisen aus: Sie sind brutal, dumm und ihre Schriften ähneln mehr dem Gewieher eines Pferdes als menschlicher Rede. Nur der letzte Nachfahr scheint menschlich zu sein und besitzt ein „echtes Christenherz“.

Mit der Kritik an der Unmenschlichkeit und Brutalität der Fürsten deutet Heine wohl auf die adligen Machthaber seiner Zeit hin und kritisiert deren Verhalten scharf. Das Gedicht ist damit auch ein politischer Kommentar.

Das Gedicht ist in fünf Strophen mit jeweils vier Versen aufgeteilt, die jeweils ein gleichmäßiges Metrum und ein durchgehendes Reimschema abbcd ergeben. Die deutliche und direkte Sprache, gepaart mit der Verwendung vulgärer und sarkastischer Elemente, dient der Verstärkung der satirischen Botschaft.

Zusammengefasst ist „Welsche Sage“ ein Satiregedicht, das Heines Kritik an den damaligen Adeligen in eine Sage verpackt. Durch die grotesken Bilder und den starken Sarkasmus erzeugt das Gedicht eine eindringliche Wirkung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Welsche Sage“ des Autors Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Welsche Sage“ weitere 535 Gedichte vor.

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