Die zwei Gesellen von Joseph von Eichendorff

Frühlingsfahrt

Es zogen zwei rüst'ge Gesellen
Zum erstenmal von Haus,
So jubelnd recht in die hellen,
Klingenden, singenden Wellen
Des vollen Frühlings hinaus.
 
Die strebten nach hohen Dingen,
Die wollten, trotz Lust und Schmerz,
Was Rechts in der Welt vollbringen,
Und wem sie vorübergingen,
10 
Dem lachten Sinnen und Herz.
 
11 
Der erste, der fand ein Liebchen,
12 
Die Schwieger kauft' Hof und Haus;
13 
Der wiegte gar bald ein Bübchen,
14 
Und sah aus heimlichem Stübchen
15 
Behaglich ins Feld hinaus.
 
16 
Dem zweiten sangen und logen
17 
Die tausend Stimmen im Grund,
18 
Verlockend' Sirenen, und zogen
19 
Ihn in der buhlenden Wogen
20 
Farbig klingenden Schlund.
 
21 
Und wie er auftaucht' vom Schlunde,
22 
Da war er müde und alt,
23 
Sein Schifflein das lag im Grunde,
24 
So still war's rings in die Runde,
25 
Und über die Wasser weht's kalt.
 
26 
Es singen und klingen die Wellen
27 
Des Frühlings wohl über mir;
28 
Und seh ich so kecke Gesellen,
29 
Die Tränen im Auge mir schwellen
30 
Ach Gott, führ uns liebreich zu dir!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Die zwei Gesellen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das betrachtete Gedicht trägt den Titel „Die zwei Gesellen“ und wurde von Joseph von Eichendorff geschrieben, einem bedeutenden Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik, der zwischen 1788 und 1857 gelebt hat. Somit ordnen wir das vorliegende Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ein.

Beim ersten Lesen ist auffällig, dass das Gedicht von zwei jungen, abenteuerlustigen Männern erzählt, die ihr Zuhause verlassen, um ihren Weg in der Welt zu gehen. Sie scheinen voller Tatendrang und Optimismus, als sie sich auf die Reise begeben.

Im Inhalt beschreibt Eichendorff zwei unterschiedliche Lebensentwürfe: Der erste der beiden Männer findet eine Frau, gründet eine Familie und lebt ein geruhsames, behagliches Leben. Der zweite steigt hingegen in das „bunte Treiben“ der Welt ein, wird jeoch letztendlich von seinen Erfahrungen gezeichnet und altert schnell. Vom Leben enttäuscht, kehrt er schließlich anscheinend reuevoll zurück.

Die letzte Strophe scheint eine moralische Botschaft zu enthalten: Sie appelliert an Gott, uns auf unserem Weg weise und liebevoll zu führen. Es könnte auch eine Warnung vor den Gefahren und Verlockungen der Welt sein, und Erfahrungen des zweiten Gesellen als eine Mahnung interpretiert werden, sein Leben weise zu verbringen.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen mit jeweils fünf Versen. Es gibt kein festes Reimschema, aber es gibt gelegentliche Reime und Halbreime (z.B. „Haus“ / „hinaus“, „Lust und Schmerz“ / „Herz“). Die Sprache ist relativ einfach und unkompliziert, charakteristisch für Eichendorff.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die zwei Gesellen“ ein exemplarisches Beispiel für die romantische Lyrik Eichendorffs ist. Es thematisiert zentrale Motive wie Freiheit und Abenteuerlust, aber auch die Sehnsucht nach Geborgenheit, Deutlichkeit der Entscheidungen und die Vergänglichkeit des Lebens, wobei die poetische Form und die Einfachheit des Ausdrucks effektiv genutzt werden, um die Geschichte und die darin enthaltenen Emotionen zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die zwei Gesellen“ ist Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Bedeutende Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 158 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 30 Versen. Die Gedichte „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Die zwei Gesellen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joseph von Eichendorff

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joseph von Eichendorff und seinem Gedicht „Die zwei Gesellen“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff (Infos zum Autor)

Zum Autor Joseph von Eichendorff sind auf abi-pur.de 395 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.