Aus alten Märchen winkt es von Heinrich Heine

Aus alten Märchen winkt es
Hervor mit weißer Hand,
Da singt es und da klingt es
Von einem Zauberland:
 
Wo große Blumen schmachten
Im goldnen Abendlicht,
Und zärtlich sich betrachten
Mit bräutlichem Gesicht;
 
Wo alle Bäume sprechen
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Und singen, wie ein Chor,
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Und laute Quellen brechen
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Wie Tanzmusik hervor;
 
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Und Liebesweisen tönen,
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Wie du sie nie gehört,
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Bis wundersüßes Sehnen
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Dich wundersüß betört!
 
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Ach, könnt ich dorthin kommen
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Und dort mein Herz erfreun,
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Und aller Qual entnommen,
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Und frei und selig sein!
 
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Ach! jenes Land der Wonne,
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Das seh ich oft im Traum;
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Doch kommt die Morgensonne,
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Zerfließt's wie eitel Schaum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Aus alten Märchen winkt es“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aus alten Märchen winkt es“ ist von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Es lässt sich zeitlich in die Epoche des Vormärz einordnen, das den Zeitraum von 1830 bis zur Revolution 1848 umfasst.

Auf den ersten Blick liest sich das Gedicht wie eine traumhafte Geschichte. Es zeichnet ein Bild eines magischen Ortes, der nur in alten Märchen existiert. Die Atmosphäre scheint angenehm und verzaubernd, getränkt von Schönheit und Harmonie.

Im Inhalt des Gedichts beschreibt das lyrische Ich ein märchenhaftes Land, das von Rahmengeschichten zu erkennen gibt. Dieses Land ist gefüllt mit sprechenden Bäumen, singenden Quellen, Liebesgesängen und großen Blumen, die im goldenen Abendlicht schmachten. Das lyrische Ich äußert den Wunsch, diesen Ort zu erreichen und dort glücklich und frei zu sein. Es handelt sich um eine Sehnsucht nach einer idealisierten Welt, frei von Leid.

Auf sprachlicher Ebene bedient sich Heine einer einfachen, aber sehr bildhaften Sprache. Die Metaphern und personifizierten Objekte wie beispielsweise die sprechenden Bäume oder schmachtenden Blumen laden zum Träumen ein und wirken zugleich surreal.

Das Gedicht ist in sechs Strophen zu je vier Versen unterteilt, wobei das Metrum und das Reimschema konsequent durchgehalten werden. Die regelmäßige Form des Gedichts steht kontrastierend zur Thematik der Sehnsucht nach einer anderen, idealisierten Welt. Es ist somit als romantische Dichtung zu sehen, die das Erhabene und Wunderbare in den Alltag bringt.

Letztlich zeigt dieses Gedicht das typische Spannungsverhältnis in Heines Werk zwischen Sehnsucht und Ernüchterung. Der Traum vom idealen Ort wird jedes Mal mit dem Erwachen erneut zerstört – „Doch kommt die Morgensonne, zerfließt's wie eitel Schaum“. Diese Zeilen zeigen die Ernüchterung des lyrischen Ichs. Das Traumland existiert nur in der Phantasie, und die harte Realität lässt es bei Tagesanbruch verschwinden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Aus alten Märchen winkt es“ ist Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Zeitraum zwischen 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Abenddämmerung“, „Ach, die Augen sind es wieder“ und „Ach, ich sehne mich nach Thränen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Aus alten Märchen winkt es“ weitere 535 Gedichte vor.

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