Y–a! Y–a! von Marie Eugenie Delle Grazie

„Y–a! Y–a!“ „Maledetto –
Willst du endlich?“ doch er steht,
Trotzig weit die Beine spreizend,
Hoch die Nüstern aufgebläht.
 
Schläge? Pah! sein täglich Futter –
Kaum noch fühlt sie Fleisch und Haut;
Aber eine Meinung hat er,
Und die sagt er Allen laut!
 
Boshaft lacht das graue Auge,
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Höhnisch zuckt das schiefe Maul –
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Wund der Rücken – doch was thut es?
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Ihm behagt’s und – er ist faul!
 
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Stück für Stück rollt das Gemüse
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Aus den Körben, die er trägt;
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Schöne Waare – soll zu Markte –
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Doch wie auch der Führer schlägt,
 
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Tobt und wüthet, rast und zetert –
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Beppo steht, ein ganzer Held,
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Schwitzt und blutet, weil’s nun einmal,
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Seiner Thorheit so gefällt;
 
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Weil die besten seinen Ahnen
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Diesen Brauch auf ihn vererbt.
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Fromme Esel-Überlief’rung,
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Heilig, wenn auch oft gegerbt!
 
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Mitleidvolle Seelen aber
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Sammeln sich im Kreis ringsum
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Und beseufzen heut’ wie immer
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Blödsinn als Martyrium!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25 KB)

Details zum Gedicht „Y–a! Y–a!“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
146
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Y–a! Y–a!“ stammt von der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und Anfang des 20. Jahrhunderts verstarb. Damit situiert sich das Gedicht im literarischen Kontext der Übergangszeit von der Romantik zur Moderne, einer Zeit geprägt von großen Veränderungen in Europa.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht fast humorvoll und sarkastisch durch die Darstellung eines störrischen Esels, der sich den Anforderungen seines „Führers“ verweigert.

Im Kontext des Gedichts gesprochen wird, handelt der Text von einem Esel, genannt Beppo, der beharrlich seine Arbeit verweigert und Trotz gegenüber der Autorität zeigt, die ihn zur Arbeit drängen will. Seine Hartnäckigkeit und sein Ungehorsam gegenüber physischer Bestrafung stellen eine Form des Widerstands dar, obwohl sie zu seiner eigenen physischen Erschöpfung und möglicherweise seinem Schaden führen.

Die Form des Gedichts ist in streng gereimten vierzeiligen Strophen organisiert, was ein schnelles und rhythmisches Lesen fördert. Die Wiederholung des „Y–a! Y–a!“ zu Beginn und in den folgenden Strophen schafft einen Singsang-, fast marschierenden Rhythmus.

Die Sprache ist direkt und kraftvoll, adäquat zur widerstrebenden Natur des Esels. Das Gedicht verwendet einige derbe und fast vulgäre Ausdrücke, was auf die rustikale und einfache Natur des Themas und die direkte Art des lyrischen Ichs hinweist.

Alles in allem könnte dieses Gedicht als Metapher für den Widerstand gegen herrschende Machtstrukturen oder Autoritätsfiguren interpretiert werden. Der Esel, obwohl physisch unterlegen, behält seine Würde und Freiheit durch seine hartnäckige Verweigerung der Unterwerfung. Dies könnte als Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung oder Ungerechtigkeit gelesen werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Y–a! Y–a!“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Marie Eugenie Delle Grazie. Die Autorin Marie Eugenie Delle Grazie wurde 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva) geboren. Im Jahr 1892 ist das Gedicht entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Realismus zuordnen. Bei der Schriftstellerin Delle Grazie handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 146 Worte. Weitere Werke der Dichterin Marie Eugenie Delle Grazie sind „Abendsonnenschein“, „Abschied“ und „Addio“. Zur Autorin des Gedichtes „Y–a! Y–a!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 71 Gedichte vor.

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