Addio von Marie Eugenie Delle Grazie

Leb’ wohl, mein Rom! Ich hab’ mit dir gestritten
In heißer, fiebernder Gedankenschlacht,
Mit dir gejubelt und mit dir gelitten,
Gescherzt bei Tag und ach! geweint bei Nacht!
 
Du hast das schlimmste Gift mir eingegeben:
Das Gift, das uns die letzte Hoffnung raubt,
Und uns der Täuschung sammt’nen Schmelz vom Leben
Wie einem Schmetterling vom Flügel staubt!
 
Wie Alle hast du mich an dich gezogen,
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Bezaubert, hingerissen und bethört,
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Auf Trümmern mir von einem Glück gelogen,
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Das du im Sonnenglanze hart zerstört –
 
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Doch groll’ ich nicht... zur Heimat geht es wieder,
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Wenn auch mit schnöd gebroch’nem Wanderstab –
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Ich bring’ mit ihm die alten Qualen wieder
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Und hier wie dort leg’ ich ihn auf ein Grab!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Addio“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
117
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Addio“ wurde von Marie Eugenie Delle Grazie verfasst, einer österreichischen Schriftstellerin, die von 1864 bis 1931 lebte. Das Gedicht gehört somit in einen Kontext des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Der erste Eindruck des Gedichts ist melancholisch und traurig. Es handelt von Abschied, Verlust und Schmerz.

Inhaltlich ist das lyrische Ich dabei, Rom Lebewohl zu sagen. Sie beschreibt ihre Beziehung zur Stadt als konfliktreich und emotional intensiv, voller Kämpfe und Kontraste: Die Wärme des Tages und die Kälte der Nacht, Freud und Leid. Sie beschreibt, wie sie durch die Erfahrung in Rom enttäuscht und verletzt wurde. Sie sieht das Leben nun als Täuschung an und fühlt sich ihrer Hoffnung beraubt. Dennoch zeigt sie sich versöhnlich und bereit ihre Heimat wieder aufzusuchen. Sie akzeptiert den Schmerz und die Zerrissenheit als Teil von sich.

Die Sprache der Dichterin ist stark bildhaft, voller Metaphern und bildlicher Vergleiche: Das Gift, das die Hoffnung nimmt, wird verglichen mit einem abgestaubten Schmetterlingsflügel, Rom wird als eine Anziehungskraft beschrieben, die sie betört hat, und der Entschluss, ihre Heimat wieder aufzusuchen, ist verbunden mit dem Bild eines gebrochenen Wanderstabs.

Das Gedicht besteht aus vier gleichgebauten Strophen mit je vier Versen, was eine feste Form und Struktur vermittelt. Jede Strophe vermittelt eine Phase der Beziehung des lyrischen Ichs zu Rom und ihrer inneren Gefühlswelt: Die Anfangskonflikte, die bittere Enttäuschung, die Betörung und Täuschung und schließlich die Rückkehr und Akzeptanz.

Insgesamt lässt das lyrische Ich durchblicken, dass sie den Abschied von Rom und die damit verbundenen Konflikte und Enttäuschungen als teil ihres Lebens und als Erfahrungen akzeptiert, die sie geprägt haben. Gleichzeitig ist es ein Zeugnis der Ambivalenz von Beziehungen, sei es zu Orten oder Menschen, voller Intensität, Konflikte und unvermeidlichem Schmerz.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Addio“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Marie Eugenie Delle Grazie. Geboren wurde Delle Grazie im Jahr 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva). Das Gedicht ist im Jahr 1892 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bei der Schriftstellerin Delle Grazie handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 117 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie sind „Abendsonnenschein“, „Abschied“ und „Addio a Capri“. Zur Autorin des Gedichtes „Addio“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 71 Gedichte vor.

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