Apoll vom Belvedere von Marie Eugenie Delle Grazie

Wie ich im Schaffenstaumel dich empfangen,
Wie dich mein Herz ersehnt, mein Geist genoß,
Sieht nun das Aug’ dein Bild in Marmor prangen:
So hehr, so menschlich-schön als göttlich-groß!
Wie Trotz seh’ ich’s um deine Nüstern fliegen,
Noch bebt die Rechte, die den Pfeil entsandt –
Er traf, der goldig-klingende! Zu siegen
Ist dieses Aug’ gewohnt und diese Hand!
Dein Herrscherblick – er flammt selbst aus dem Steine
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Hervor und ach! ich kenn’ ihn, diesen Blick,
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Seit, Stolzer, ich für immerdar die Deine
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Geknüpft an deinen Altar mein Geschick!
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So grausam lohte er mir stets entgegen,
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Wenn schwach und thöricht sich das Weib vergaß,
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Der Priesterin nur floß sein gold’ner Segen,
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Die weltentrückt zu deinen Füßen saß!
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Hinstarb in deinem Dienst mein letztes Sehnen
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Nach nied’rer Erdenlust – und schrie einmal
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Dies Herz zu dir, entweiht von ird’schen Thränen –
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Wie göttlich lächeltest du seiner Oual!
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Nach deinen Siegen zählten meine Freuden,
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Was mich bedrückt, ward deiner Pfeile Raub,
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Ein Lindwurm-Tödter tratst du meine Leiden
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Mit klingenden Kothurnen in den Staub!
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O leih’ mir, fern von niedrigem Geschicke
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Und Weh’, auch fürder deine sel’ge Ruh’,
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Damit dies Aug’ dem Pfeil des Sieg’s nachblicke,
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So kühn, so stolz, so göttlich-frei wie du!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Apoll vom Belvedere“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
203
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Marie Eugenie Delle Grazie, eine Dichterin und Dramatikerin, die zwischen 1864 und 1931 lebte und arbeitete. Das Gedicht stammt daher aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert, einer Zeit, in der Lyrik oft dazu verwendet wurde, tiefgründige Gefühle und komplexe Gedanken auszudrücken.

Das Gedicht trägt den Titel „Apoll vom Belvedere“. Der erste Eindruck des Gedichts ist eine Mischung aus Bewunderung und Hingabe für die perfekte Schönheit und göttliche Kraft des Apollo, der im Belvedere-Palast in Rom dargestellt ist.

Das lyrische Ich beschreibt die starke Anziehungskraft, die es zu Apollo fühlt und wie es durch sein himmlisches Bild in Marmor inspiriert wurde. Sie schreibt von ihrer Hingabe an den Gott, von seinem Sieg und der Kraft seines Blicks und wie sie ihr eigenes Geschick an seinen Altar geknüpft hat. Ihre Freuden und Leiden werden im Kontext seiner Taten in der mythologischen Welt betrachtet. Das lyrische Ich bittet Apollo, ihre Leiden zu lindern und ihre Freuden zu erhöhen und ihren Blick auf den Sieg und die Freiheit zu lenken, genauso wie er es tut.

In Bezug auf die Form handelt es sich um ein eher langes und komplexes Gedicht mit 28 Versen, die in einer einzigen Strophe zusammengefasst sind. Die Sprache ist hochpoetisch und enthält zahlreiche Bildsprachen und metaphorische Ausdrücke. Das Gedicht macht auch Gebrauch von Endreimen und hat einen durchgehenden Rhythmus, was den Inhalt dramatischer und emotionaler macht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht „Apoll vom Belvedere“ eine tiefe Bewunderung und Ehrfurcht vor der Gottheit offenbart, während es gleichzeitig menschliche Gefühle von Leiden und Sehnsucht mit der göttlichen Welt in Verbindung bringt. Das Gedicht dient als Ausdruck des menschlichen Streben nach Perfektion und als Mittel zur Bewältigung persönlicher Leiden.

Weitere Informationen

Marie Eugenie Delle Grazie ist die Autorin des Gedichtes „Apoll vom Belvedere“. Delle Grazie wurde im Jahr 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva) geboren. Im Jahr 1892 ist das Gedicht entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei der Schriftstellerin Delle Grazie handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 203 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Marie Eugenie Delle Grazie sind „Abend wird es“, „Abendsonnenschein“ und „Abschied“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Apoll vom Belvedere“ weitere 71 Gedichte vor.

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