Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers / oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit / Marc. 8. von Andreas Gryphius

WEnn gleich kein Mittel wä’r / vnd aller Trost verschwinde:
Vnd ich ohn Hülff vnd Trost nur vngepflügtes Land
Vnd gar nicht fruchtbar Holtz / vnd öder wüsten Sand
In höchster Hungers-Noth für meinen Augen fünde:
So zag’ ich dennoch nicht. Denn könt auch seinem Kinde
Der vor vier tausend Mann hier Brodt vnd Speise fand
Vnd überbleiben ließ? Verschliessen Hertz vnd Hand?
Drumb ists vmbsonst / daß ich mich selbst mit Sorgen binde!
Nicht ohn ists / ich bin arm / vnd mit viel Angst beschwert
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Doch weiß ich: wer nur stets zu Gott die Sinnen kehrt
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Den gantz kein Sünden Netz / kein Zweifel-Strick kan fangen:
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Der gutt’s zu thun sich müht: der Christum fleissig hört
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Vnd Ihn mit fester Treu’ vnd reinem Leben ehrt /
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Wird / was er darff vnd wil / mit Vberfluß erlangen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers / oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit / Marc. 8.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Andreas Gryphius, einem wichtigen Vertreter des Barocks (17. Jahrhundert).

Beim ersten Lesen führt die altertümliche Sprache zu einer gewissen Distanz, die aber durch die tiefe Emotionalität und starke Persönlichkeit der Sprechinstanz überbrückt wird.

Inhaltlich geht es in diesem Sonett um das Vertrauen in Gott selbst in größten Nöten. Das lyrische Ich beschreibt eine Situation tiefster Verzweiflung und Ausweglosigkeit, in der es sich ohne Hilfe und Trost sieht (vgl. Verse 1-4). Doch trotz dieser Not verzagt es nicht, denn es vertraut auf Gottes Fürsorge, auch in Anspielung auf die biblische Geschichte der Speisung der 4000 (vgl. Verse 5-6). Das lyrische Ich erkennt, dass seine Sorgen unnötig sind, denn wer stets Gott im Sinn behält und ein reines, treues Leben führt, wird letztlich das erhalten, was er benötigt und begehrt (vgl. Verse 9-14).

In Bezug auf die Form fällt zunächst auf, dass das Gedicht als Sonett konzipiert ist, also aus 14 Versen besteht, die hier in einem einzigen Strophenblock präsentiert werden. Der Wechsel von vierhebigen zu dreieinigen Jamben unterstreicht die inhaltliche Verschiebung von Bedrängnis zu Vertrauen, von Gottverlassenheit zu Gottesvertrauen.

Die Sprache ist geprägt durch die barocke Diktion, sie ist bildhaft und gefühlsbetont. Ein Beispiel dafür ist das starke Kontrastbild vom „vngepflügten Land“, das nichts fruchtbares hervorbringt, und dem „öden wüsten Sand“, das die ausweglose Situation des lyrischen Ichs verdeutlicht.

Insgesamt verkörpert das Gedicht somit eine zentrale Botschaft des Barocks, nämlich das Vertrauen auf Gottes Güte und Vorsehung auch inmitten größter Lebenskrisen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers / oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit / Marc. 8.“ ist Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1658. Erschienen ist der Text in Breßlau. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich aus dem Portugiesischen ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in verschiedene Richtungen. Der Krieg stellte ein besonders prägendes Ereignis dar. Aber auch die Pest übte einen starken Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Hauptsächlich Krieg und Pest in der Literaturepoche des Barocks zeigen auch ein wichtiges Merkmal auf: der Gegensatz. Zum einen Armut, Elend und Tod, zum anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die einfache Bevölkerung in bitterer Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. Im Zeitalter des Barocks wurde die lateinische Sprache von der deutschen abgelöst. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Theologen, Akademiker, Adelige und Beamte. Berühmte Lyriker des Barocks sind beispielsweise Andreas Gryphius, Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 132 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An Jolinden“, „An den gecreutzigten Jesum“ und „An den gefangenen Dicaeus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers / oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit / Marc. 8.“ weitere 463 Gedichte vor.

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