Wenn man sich noch als Jungfer ziert von Klabund

Es ist so wenig lustig,
Wenn man sich noch als Jungfer ziert –
Ach lieber Gott, ach wüßt ich,
Wie man die Jungfernschaft verliert ...
 
Du brauchst nicht lange warten,
Nimm dir nur einen Infantrist,
Geh mit ihm in den Garten,
Dort wo es dunkel ist.
 
Du tust mich ja so pressen,
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Du tust mich ja so weh,
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Tritt nicht in den Salat und Kressen,
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Daß es meine Mutter seh.
 
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Deine Mutter mag’s nur wissen,
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Daß du ein Soldaten liebst!
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Wenn wir heiraten müssen,
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Daß sie uns tausend Taler gibt!
 
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Sie hat nicht tausend Taler,
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Sie hat nur dreißig Pfennig ...
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Leb wohl, mein liebes Mädchen,
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Das ist mir viel zu wenig!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Wenn man sich noch als Jungfer ziert“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1916
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt von dem Schriftsteller Klabund, bürgerlicher Name Alfred Henschke, der von 1890 bis 1928 lebte und dessen Werke der Epoche des Expressionismus zugeordnet werden können.

Das Gedicht hinterlässt zunächst einen humorvollen Eindruck, da auf eher leichte und unbeschwerte Weise das ernste Thema der Jungfräulichkeit thematisiert wird.

Im Inhalt geht es darum, dass das lyrische Ich, vermutlich eine junge Frau, ihre Unsicherheit und ihr Unwissen darstellt, wie sie ihre Jungfräulichkeit verlieren könne. Sie erhält den Ratschlag, sich einen Soldaten zu suchen und mit diesem in den Garten zu gehen, um dort ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Allerdings scheint der Soldat in diesem Dialog nur am Geld als Mitgift interessiert zu sein, und da das lyrische Ich nur wenig Geld zur Verfügung hat, zieht er sich zurück.

Das Gedicht kritisiert scheinbar die vorherrschende gesellschaftliche Norm der damaligen Zeit, nach der die Wertigkeit einer Frau und ihre Heiratschancen oft an ihrer finanziellen Mitgift gemessen wurden. Gleichzeitig reflektiert es auf ironische Weise die sexuelle Unschuld von jungen Frauen und den gesellschaftlichen Druck, diesen Zustand zu verändern.

Das Gedicht besteht aus fünf vierzeiligen Strophen mit einem einfachen Reimschema (aabb). Die Sprache ist einfach und direkt, voller volkstümlicher Redewendungen und umgangssprachlicher Ausdrücke, die die Zugehörigkeit des Autors zur expressionistischen Zeit und dessen Präferenz für eine direkte und unverhüllte Darstellung erkennen lassen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wenn man sich noch als Jungfer ziert“ des Autors Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1916 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 110 Worte. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Ausmarsch“, „Ballade“ und „Baumblüte in Werder“. Zum Autor des Gedichtes „Wenn man sich noch als Jungfer ziert“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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