Ausmarsch von Klabund

Jetzt muß ich in den Krieg ja Krieg marschieren
Und bin doch noch so jung ja junges Blut!
Man hört den Trommler Generalmarsch rühren,
Er weiß ja nicht, wie es der Trommel tut.
 
Wie oft hab ich des Nachts bei dir gestanden,
Und auch du, Mädchen, standest dann bei mir.
Die Ketten, die uns aneinander banden,
Die waren unsre allerschönste Zier.
 
Sie waren nicht von Stahl und nicht von Eisen,
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Sie waren ja aus Liebe ganz und gar.
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Drum laß uns jene seligen Stunden preisen,
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Da dein Herz mein und mein Herz deines war.
 
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Ich habe Treu ja Treue dir geschworen
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Als dein getreu ja treuer Infantrist.
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Ist erst das Kind und erst das Kind geboren,
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So weißt du, Mädchen, wer der Vater ist.
 
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Die Trommel rollt, es knattern die Gewehre,
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Es schießt der Feind von hinten und von vorn.
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Leicht ist das Leben, nimmermehr die Ehre
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Des deutsch ja deutschen Vaterlands verlorn.
 
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Da wo zerschossne Häuser feurig schwelen,
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Da scharrt man mich in fremdes Erdreich ein.
23 
Dann sollst du meinem Kind ja Kind erzählen:
24 
Er starb für dich für dich so ganz allein ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Ausmarsch“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
184
Entstehungsjahr
1916
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Ausmarsch“ stammt von dem Autor Klabund (* 4. November 1890, † 14. August 1928). Damit lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche des Expressionismus einordnen, welche sich durch eine innere Aufruhr und verzerrte Darstellung von Gefühlen und Gedanken auszeichnet.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als ein Ausdruck der Jugend und Tragödie eines Soldaten, der in den Krieg einziehen muss. Der Soldat ist noch jung, was durch die Wiederholung des Wortes „jung“ in Vers 2 deutlich wird.

Im Gedicht ist ein junger Soldat als Hauptfigur zu erkennen, der seine Gefühle und Gedanken ausdrückt. Es wird das Leiden der jungen Menschen thematisiert, die in den Krieg ziehen müssen, obwohl sie noch so jung und voller Lebensfreude sind. Sie hinterlassen Liebende und gar Kinder. Das lyrische Ich betont seine Jugend, seine Liebe und die damit verbundene sich anbahnende Verantwortung für die Hinterbliebenen. Denn er hat ein Kind von seiner Liebsten, was er im Krieg zurücklässt.

Form und Sprache des Gedichts sind geprägt von einer einfachen und volksliedhaften Sprache. Der Rhythmus folgt dabei einem gereimten Vierheber. Die Strophen sind jeweils gleich aufgebaut und bestehen aus vier Versen, was die Volksliedstruktur unterstreicht. Die Wiederholungen von Adverbien wie „ja“ und Substantiven wie „Kind“, „Vaterland“ sowie Adjektive wie „deutsch“ betonen die notgedrungene Einfachheit des Sujets und verstärken die Emotionalität des Gedichtes. Eine weitere Besonderheit des Gedichts ist, dass die letzte Strophe mit dem gleichen Satz anfängt, wie die erste Strophe aufhört, was eine inhaltliche Zusammenführung bewirkt und das lyrische Ich in einen größeren Kontext stellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Klabunds Gedicht „Ausmarsch“ eine eindringliche Beschreibung der tragischen Situation junger Männer darstellt, die in den Krieg gezogen werden und ihre Heimat und Liebsten verlassen müssen. Vor diesem Hintergrund wird Kriegskritik geübt und dadurch die antikriegsorientierte Haltung des Autors offenbart. Es rückt den individuellen Soldaten in den Vordergrund und zeigt auf, wie sehr Krieg das persönliche Glück zerstört.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ausmarsch“ ist Klabund. Der Autor Klabund wurde 1890 in Crossen an der Oder geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1916 zurück. In München ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 184 Worte. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Ballade“, „Baumblüte in Werder“ und „Bauz“. Zum Autor des Gedichtes „Ausmarsch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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