An seine Spröde von Johann Wolfgang von Goethe

Siehst du die Pomeranze?
Noch hängt sie an dem Baume,
Schon ist der März verflossen,
Und neue Blüthen kommen,
Ich trete zu dem Baume
Und sage: Pomeranze,
Du reife Pomeranze,
Du süße Pomeranze,
Ich schüttle, fühl’, ich schüttle,
10 
O fall' in meinen Schooß!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „An seine Spröde“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
43
Entstehungsjahr
1789
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An seine Spröde“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem berühmten deutschen Autor und Poeten, der im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Für eine zeitliche Einordnung: Das Gedicht könnte in Goethes mittlerer oder später Schaffensphase entstanden sein, liegt jedoch keine genaue Datierung vor.

Das Gedicht hinterlässt einen romantischen, etwas ungeduldigen ersten Eindruck. Das lyrische Ich spricht eine Pomeranze an, die noch am Baum hängt, obwohl der Frühling schon vorangeschritten ist und neue Blüten kommen. Mit liebevollen und sehnsüchtigen Worten fordert es die Frucht auf, in seinen Schoß zu fallen.

Inhaltlich kann man interpretieren, dass das lyrische Ich eine Frau oder einen Geliebten anspricht, die oder der sich noch zurückhält und sich nicht auf die Beziehung einlässt, obwohl die beste Zeit dafür zu sein scheint. Die Pomeranze könnte als Metapher auf diese Person gesehen werden, reif und süß, aber noch zögert sie, sich fallen zu lassen. Die Ungeduld des lyrischen Ichs ist spürbar und gleichzeitig zeigt sich ein leicht verzweifelter Ton - es kann nicht mehr tun, als um das Fallen der Frucht zu bitten.

Das Gedicht ist in einer recht einfachen, klaren Sprache geschrieben, was das Gefühl der direkten, ehrlichen Ansprache verstärkt. Es besteht aus einer einzigen Strophe mit zehn Zeilen. Auffällig sind Wiederholungen, zum Beispiel das dreifache Nennen der „Pomeranze“, was den Fokus auf diese und die Botschaft an sie lenkt. Der Rhythmus wirkt fast schon flehentlich, was durch den wiederholten Einsatz des Ichs und seiner Tätigkeiten (ich trete, ich sage, ich schüttle) unterstrichen wird. Damit erzeugt Goethe eine intensive und leidenschaftliche Atmosphäre.

Abschließend kann man sagen, das Gedicht „An seine Spröde“ drückt sehnsüchtige Liebe und Ungeduld aus, was durch Form, Sprache und Metaphern unterstützt wird. Es zeigt einen Goethe, der sich dem Gefühl unterordnet und für Liebe bittet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An seine Spröde“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1789 entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Literaturepoche endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Die Weimarer Klassik wird häufig nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen sind in der Literatur gebräuchlich. Die Vertreter der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit erreichen zu können. Typisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Dichter haben in der Weimarer Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Schiller, Goethe, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik bezeichnet werden. Aber nur Schiller und Goethe inspirierten und motivierten einander durch intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das 43 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „An die Entfernte“, „An die Günstigen“ und „An einen jungen Prahler“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An seine Spröde“ weitere 1618 Gedichte vor.

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