An meine Lieder von Johann Wolfgang von Goethe

Verfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meere der Vergessenheit!
Kein Mädchen sing euch lieblich wieder,
Kein Jüngling in der Blüthenzeit.
 
Ihr sanget nur zu meiner Lieben,
Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
Ihr war’t in’s Wasser eingeschrieben,
So fließt denn auch mit ihm davon.
JUSTUS AMMAN.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „An meine Lieder“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
46
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An meine Lieder“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten Repräsentanten der Weimarer Klassik. Goethe lebte von 1749 bis 1832, eine genaue zeitliche Einordnung des Gedichts ist aufgrund der bereitgestellten Informationen nicht möglich, jedoch lässt der lyrische Stil des Gedichts darauf schließen, dass es in der späten Schaffensphase Goethes entstanden sein könnte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist melancholisch und wehmütig. Die Lieder, offenbar Metaphern für Gedichte oder Gefühle, werden aufgefordert, zu vergehen und in der Vergessenheit zu enden. Sie finden keinen Widerhall mehr bei einer geliebten Person, ihre Worte und Gefühle scheinen vergebens.

In einfachen Worten, der Inhalt des Gedichts scheint die unerwiderte oder verlorene Liebe des lyrischen Ichs zu einer Person zu sein. Diese Person, einst Empfängerin oder Inspirationsquelle seiner Lieder, zieht nun über seine Treue her und die Lieder, die einst für sie gesungen wurden, fließen mit dem Wasser davon. Die Lieder wurden ins Wasser geschrieben und das Wasser steht symbolisch für Vergänglichkeit und Wandel. In diesem Kontext könnten die Lieder auch eine Metapher für die Vergänglichkeit von Liebe und Gefühlen sein.

In Bezug auf die Form und Sprache, besteht das Gedicht aus zwei Strophen, die erste hat vier Verse und die zweite hat fünf. Das Reimschema ist aabb in der ersten Strophe und aabba in der zweiten - ein klassisches Schema, das oft in der Lyrik Goethes verwendet wird. Die Wortwahl ist ebenso typisch für Goethe, elegant und wohlanschaulich, und lässt den Text fast wie ein nostalgisches Lied klingen. Der letzte Vers „JUSTUS AMMAN“ ist ziemlich rätselhaft und könnte entweder für einen realen Menschen stehen, dessen Beziehung zu Goethe unbekannt ist, oder es könnte ein Pseudonym oder eine Art Code sein. Ohne weitere Informationen ist dies schwer zu interpretieren.

Insgesamt, zeigt „An meine Lieder“ Goethe meisterlich in der Verbindung von Emotionen und Sprache und bietet einen tiefen Einblick in das Leid einer unglücklichen Liebe.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An meine Lieder“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1799 entstanden. Der Erscheinungsort ist Tübingen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise 1786 und mit Goethes Tod im Jahr 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert beeinflusst. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Der Begriff Humanität ist prägend für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. In der Klassik wird eine sehr geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind oftmals in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 46 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 9 Versen. Die Gedichte „An Belinden“, „An Lida“ und „An den Mond“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „An meine Lieder“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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