Prolog von Heinrich Heine

Schwarze Röcke, seid’ne Strümpfe,
Weiße, höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassiren –
Ach, wenn sie nur Herzen hätten!
 
Herzen in der Brust, und Liebe,
Warme Liebe in dem Herzen –
Ach, mich tödtet ihr Gesinge
Von erlog’nen Liebesschmerzen.
 
Auf die Berge will ich steigen,
10 
Wo die frommen Hütten stehen,
11 
Wo die Brust sich frei erschließet,
12 
Und die freien Lüfte wehen.
 
13 
Auf die Berge will ich steigen,
14 
Wo die dunkeln Tannen ragen,
15 
Bäche rauschen, Vögel singen,
16 
Und die stolzen Wolken jagen.
 
17 
Lebet wohl, ihr glatten Säle!
18 
Glatte Herren! glatte Frauen!
19 
Auf die Berge will ich steigen,
20 
Lachend auf Euch niederschauen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Prolog“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1824
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Prolog“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einer zentralen Figur der deutschen Romantik, der zwischen 1797 und 1856 lebte. Das Gedicht scheint sich auf das Leben des High Society zu beziehen, das mit Oberflächlichkeit und Falschheit assoziiert wird.

Auf den ersten Blick übt Heine eine scharfe Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit aus. Das lyrische Ich beschreibt die Kleidung und das Benehmen der Menschen in dieser Gesellschaft - „Schwarze Röcke, seid’ne Strümpfe, Weiße, höfliche Manschetten, Sanfte Reden, Embrassiren“. Es scheint jedoch, dass diese Äußerlichkeiten, die Feinheit und die Manieren nur Fassaden sind, hinter denen keine echten Gefühle existieren - „Ach, wenn sie nur Herzen hätten!“.

Das Thema der Falschheit und Oberflächlichkeit wird eindeutig in der Klausel „Ach, mich tödtet ihr Gesinge Von erlog’nen Liebesschmerzen“ higewiesen. Echte Liebe wird als etwas Wertvolles und Rares dargestellt, das in dieser Gesellschaft fehlt.

In den folgenden Strophen drückt das lyrische Ich den Wunsch aus, in die Berge zu fliehen, womöglich als Metapher für die Suche nach Authentizität und Freiheit. Die Berge werden als der Ort beschrieben, an dem man die „freien Lüfte“ atmen kann und wo die „Bäche rauschen, Vögel singen“. Diese Naturbilder stehen im starken Kontrast zu den beschriebenen „glatten Sälen“, der Leblosigkeit der städtischen Gesellschaft.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus fünf Quartetten mit einem konsequenten alternierenden Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist eher einfach und direkt, was eine starke, unversöhnliche Stellungnahme des lyrischen Ichs gegen die falsche Gesellschaft zeigt, in der es lebt.

Zusammengefasst ist „Prolog“ ein starkes Statement gegen die Oberflächlichkeit und Falschheit der Gesellschaft und plädiert für Aufrichtigkeit, Herzlichkeit und den Respekt zur Natürlichkeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Prolog“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1824 zurück. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Zum Autor des Gedichtes „Prolog“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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