Sonett 272 von Francesco Petrarca

Die Zeit entfloh, wo in der Flammen Nagen
Die Freud’ um mich den sanften Arm geschlungen;
Sie ist entflohn, die ich beweint, besungen,
Doch ließ sie mir die Schmerzen und die Klagen.
 
Der Heilgen Anblick muß ich nun entsagen,
Doch fliehend hat ihr Blick mein Herz durchdrungen —
Mein war’s einst — jetzt hat sich’s ihr nachgeschwungen,
Wie sie es hier in ihrer Brust getragen.
 
Sie trug’s mit sich zum Grab und in den Himmel,
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Wo sie jetzt mit der Siegeskrone pranget,
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Die sie erworben durch ihr heilig Leben,
 
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Und mich quält nun der Leib, der ans Getümmel
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Des Irrdischen mich fesselt — mich verlanget,
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Zum Wohnplatz seel’ger Seelen aufzuschweben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett 272“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Sonett, verfasst von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Gelehrten, der von 1304 bis 1374 lebte. Petrarca wird oft als „Vater des Humanismus“ bezeichnet und seine Gedichte, insbesondere die Sonette, haben großen Einfluss auf die europäische Literatur ausgeübt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von einem tiefen Gefühl der Verlust, Melancholie und Sehnsucht geprägt. Das lyrische Ich blickt zurück auf vergangene Zeiten und empfindet Schmerz über einen Verlust, der tiefgreifend und unwiederbringlich erscheint.

Im Inhalt des Gedichts beklagt das lyrische Ich die Vergänglichkeit und den Verlust der Freude, die es einmal empfand. Es scheint eine bestimmte Person zu betrauern, wahrscheinlich eine geliebte Frau, die nun gestorben ist und ihre „Heiligkeit“ im Himmel gefunden hat. Während sie im Himmel prangt, fühlt er sich an das irdische Leben gebunden und sehnt sich danach, seinen Körper zu verlassen und zu den seligen Seelen aufzusteigen – eine typische Metapher für den Tod.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts folgt es der traditionellen Struktur des Sonetts mit 14 Versen, die in vier Strophen, die erste und zweite Strophe mit jeweils vier, die dritte und vierte Strophe mit jeweils drei Versen unterteilt sind. Petrarca verwendet eine klare, direkte Sprache, die durch den Einsatz evokativer Bilder und Metaphern intensiviert wird, wie z.B. „Flammen Nagen“, „sanfter Arm“, „Schmerzen und Klagen“, „Heilige Anblick“, „Ihr Blick“, „Siegeskrone“, „heiliges Leben“ und „Wohnplatz seel’ger Seelen“. Diese Sprache, gepaart mit dem melancholischen Ton des Gedichts, schafft eine starke emotionale Resonanz und vermittelt das tiefgehende Leid des lyrischen Ichs sowie seine tiefe Sehnsucht nach der Unsterblichkeit und der himmlischen Seligkeit.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett 272“ ist Francesco Petrarca. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. In der Zeit von 1320 bis 1374 ist das Gedicht entstanden. Wien ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Spätmittelalter zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 111 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 1“, „Sonett 104“ und „Sonett 113“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett 272“ weitere 41 Gedichte vor.

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