Sonett 234 von Francesco Petrarca

Ihr Augen, unsre Sonn’ ist nun verschwunden,
Doch nein, sie stieg, sie glänzt an Himmelshöhen,
Dort sehn wir Sie einst, dort will sie uns sehen,
Und klagt vielleicht, daß wir noch hier gebunden.
 
Ihr Ohren, ihre Rede hat gefunden
Den Weg zu ihm, der ganz sie kann verstehen —
Ihr Füße, nie könnt’ ihr mehr zu ihr gehen,
Der ihr sonst nachgefolgt zu allen Stunden.
 
Was kann euch Recht mich zu befeinden geben?
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Durch mich ja habt ihr sie nicht eingebüßet,
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Die ihr jetzt nicht mehr sehet, hört und findet.
 
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Dem Tode zürnt — nein auf! ihn zu erheben,
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Der lößt und bindet, öffnet und verschliesset,
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Und nach der Klage neues Glück begründet
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 234“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett 234“ stammt von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Gelehrten aus dem 14. Jahrhundert. Er gehört zu den wichtigsten Lyrikern der Renaissance.

In dem Gedicht geht es um das lyrische Ich, welches scheinbar eine geliebte Person verloren hat. Die Verse sprechen verschiedene Sinne an – die Bereiche des Sehens, Hörens und Gehens werden separat adressiert. Das lyrische Ich trauert und spricht im metaphorischen Sinne das Fehlen der Geliebten an, deren Existenzen nunmehr nur noch spirituell und fern wahrgenommen werden können.

Betrachtet man die Versform und -sprache, fällt auf, dass das Gedicht typisch für das Sonett strikt strukturiert ist: es beinhaltet 14 Verszeilen, die in vier Strophen – zwei Quartetten und zwei Terzetten – eingeteilt sind. Die Polarität zwischen Erde und Himmel, die existenzielle und spirituelle Daseinsebene werden deutlich durch die zahlreichen Metaphern und Vergleichen dargestellt. Inhaltlich geht es um den Verlust, die Trauer und die Hoffnung, die aus dem Glück geboren werden kann.

Die letzte Strophe zeigt einen Wendepunkt, indem das lyrische Ich nicht mehr nur die Vergänglichkeit klagt, sondern den Tod und das Schicksal herausfordert. Es scheint zu erklären, dass durch den Tod zwar eine Trennung, aber auch Bindung erfolgen kann und damit Neues eröffnet wird. Mit dieser Aussage scheint Petrarca eine perspektive auf ein Leben nach dem Tod nahezulegen.

Damit illustriert Petrarca in diesem Gedicht universelle Themen des Lebens und des Todes und berührt damit auf eindrückliche Weise menschliche Emotionen und Erfahrungen. Er zeigt exemplarisch auf, wie unser physisches Dasein in einem größeren spirituellen Kontext existiert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett 234“ ist Francesco Petrarca. Im Jahr 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1320 bis 1374 entstanden. Wien ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 111 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Francesco Petrarca sind „Sonett 1“, „Sonett 104“ und „Sonett 113“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett 234“ weitere 41 Gedichte vor.

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