Sonett 183 von Francesco Petrarca

Des Morgens Lieder und der Vögel Klagen
Läßt Echo früh im Thale wiederhallen,
Der Murmelton von flüssigen Krystallen
Wird durch beblümte Ufer fortgetragen.
 
Den Arm zum Abschied um den Hals geschlagen
Dem greisen Gatten, der ihr nur gefallen,
Erweckt mich Sie, die goldne Haar’ umwallen,
Um neu zu lieben und um neu zu klagen.
 
So wach’ ich auf und grüß’ Aurorens Flammen,
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Die Sonne, die ihr folgt, und mehr noch jene,
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An der die ew’gen Gluthen sich entzünden.
 
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Einst sah ich beyde Sonnen sich zusammen
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Erheben — jene hieß der Sterne Schöne,
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Doch diese hieß die andre selbst veschwinden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 183“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht Sonett 183 wurde von Francesco Petrarca verfasst, einem italienischen Dichter und Humanisten des 14. Jahrhunderts, der als wichtige Persönlichkeit für die Entwicklung der Renaissance galt. Petrarca ist berühmt für seine Sammlung von Sonetten, die als Il Canzoniere bekannt sind und wahrscheinlich zwischen 1338 und 1374 geschrieben wurden.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht einer sehr traditionellen Sonettform folgt. Diese Form, die aus vierzehn Zeilen besteht, die in vier Strophen unterteilt sind, war bei den Dichtern der Renaissance sehr beliebt. Es vermittelt einen ruhigen und meditativen Ton, der durch die Natursymbolik und die Betonung des inneren Gefühlslebens des lyrischen Ichs noch verstärkt wird.

Im Inhalt des Gedichts beginnt das poetische Ich den Morgen mit der Wahrnehmung der Natur und des Klangs der Vögel, wobei der Sound als Echo dargestellt wird, das im Tal nachhallt. Hier redet das Gedicht von der Schönheit der Natur. In der zweiten Strophe erzählt der Sprecher von einer Frau, die von ihrem greisen Mann Abschied nimmt, vielleicht um einen neuen Liebhaber zu treffen. Diese Frau hat auf den Sprecher einen tiefen Eindruck gemacht, und dieser Eindruck hat ihn sendungsbewusst gemacht.

Im weiteren Verlauf des Gedichts spricht das Ich über das Aufwachen und das Bewusstsein des neuen Tages, der durch die Flammen der Morgenröte eingeleitet wird. Dabei wird die Sonne metaphorisch als der ewige Gluthen benannt. Im letzten Abschnitt des Gedichts spricht das lyrische Ich zwei „Sonnen“ an und wie sie zusammen aufgehen. Die eine Sonne ist als „die Sterne Schöne“ bezeichnet und die andere ist so hell, dass sie „die andere selbst verschwinden“ lässt.

Das lyrische Ich benutzt die Natur und die Beobachtung des Morgens als Metapher, um seine emotionalen Zustände zu kommunizieren, besonders die Veränderlichkeit und Vergänglichkeit der Dinge. Das Motiv der zwei Sonnen könnte auch eine Metapher für die zwei Frauen sein, die das lyrische Ich erwähnt hat, wobei die heller leuchtende Sonne die Frau mit den goldenen Haaren sein könnte, die der Dichter in der zweiten Strophe beschreibt.

Die Sprache des Gedichts ist direkt und schnörkellos, aber dennoch stark bildhaft, insbesondere in den Beschreibungen der Natur. Die Verwendung der Endreime verleiht dem Gedicht einen musikalischen Rhythmus. Außerdem ist das Gedicht in Jamben verfasst, die einen sanften, wellenartigen Rhythmus hervorrufen, was zur meditativen Stimmung des Gedichts beiträgt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht ein komplexes Gewebe aus natürlichen und persönlichen Emotionen ist, das durch seine Form und sprachliche Gestaltung gekennzeichnet ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett 183“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Francesco Petrarca. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1320 bis 1374 entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Francesco Petrarca sind „Sonett 131“, „Sonett 132“ und „Sonett 134“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett 183“ weitere 41 Gedichte vor.

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