[Märkte reizen dich zum Kauf] von Johann Wolfgang von Goethe

Märkte reizen dich zum Kauf;
Doch das Wissen blähet auf.
Wer im Stillen um sich schaut
Lernet wie die Lieb’ erbaut.
Bist du Tag und Nacht beflissen
Viel zu hören viel zu wissen;
Horch an einer andern Thüre
Wie zu wissen sich gebühre.
Soll das Rechte zu dir ein
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Fühl’ in Gott was Rechts zu seyn:
11 
Wer von reiner Lieb’ entbrannt
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Wird vom lieben Gott erkannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „[Märkte reizen dich zum Kauf]“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1827
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten Literaten der deutschen Kulturgeschichte. Er lebte von 1749 bis 1832, wodurch das Gedicht zeitlich der Epoche der Weimarer Klassik zuzuordnen ist, die von etwa 1786 bis 1832 andauerte.

Auf den ersten Blick regt das Gedicht zu Reflexion und Selbstkritik an. Es scheint von einer Warnung vor Oberflächlichkeiten und Konsumrausch zu handeln und plädiert für Stille, Nachdenklichkeit und echte, aufrichtige Liebe.

Im Detail betrachtet, wird im ersten Vers die Verführung durch die physischen und materiellen Reize der modernen Welt dargestellt („Märkte reizen dich zum Kauf“). Im Gegensatz dazu warnt das lyrische Ich im zweiten Vers vor einem Übermaß an Wissen, das eher zu Arroganz und Selbstüberschätzung führt („Doch das Wissen blähet auf“). In den Versen drei bis vier wird dann das Ideal dargelegt: Das lyrische Ich rät, sich in Ruhe umzuschauen und zu lernen, wie Liebe aufgebaut wird. Das Gedicht bietet also eine Kritik an Bedürfnissen und Begehren, die sich durch den Kontakt mit der Außenwelt ergeben, und ruft stattdessen zur Innenwelt, zur Ruhe und zur Liebe auf.

Formal gesehen handelt es sich bei dem Gedicht um ein lyrisches Gedicht mit zwölf Versen und einer klar erkennbaren, jedoch nicht durchgängig eingehaltenen Reimstruktur. Das Gedicht zeichnet sich durch eine klare, einfache Sprache aus, die dennoch in der Lage ist, tiefsinnige Gedanken zu vermitteln. Durch die gezielte Verwendung von Jambus und Daktylus erzeugt Goethe einen Rhythmus, der das Lesen bestimmt und dem Gedicht so eine eigene Melodie verleiht.

Insgesamt ist das Gedicht ein Appell an die Bedeutung von Selbstreflexion, spiritueller Erkenntnis und ehrlicher, tiefgründiger Liebe, die sich in einer hektischen, von Konsum und Oberflächlichkeit geprägten Welt als wahrer Reichtum erweist. Es ist auch ein Plädoyer für religiöse Spiritualität, die sich in einer innigen, von aufrichtiger Liebe geprägten Beziehung zu Gott ausdrückt. Dieses Thema ist typisch für Goethe und die Epoche der Weimarer Klassik, die von einer tiefen Auseinandersetzung mit religiösen und philosophischen Fragen geprägt ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „[Märkte reizen dich zum Kauf]“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1827. In Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen werden in der Literatur genutzt. Die Vertreter der Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit erreichen zu können. In der Lyrik haben die Dichter auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Darüber hinaus verwendeten die Dichter eine gehobene, pathetische Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „Amytnas“, „An Annetten“ und „An Belinden“. Zum Autor des Gedichtes „[Märkte reizen dich zum Kauf]“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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