Kronenburg am Sunde von Friederike Brun

Des Abends Purpur sinkt in den Hain herab,
Am Meeresstrand steht herrschend die Festung da;
Dumpf rollt die Wog’ an des Ufers Kiesel;
Kulla steht schaurig im Duft der Ferne .
 
Der Dolen Heer umschwärmet den grauen Thurm,
Laut schreiend streift die Möve der Wogen Haupt;
Der Sturm verhallt in den Felsengängen,
Rasselnder Ketten Getön erklirret.
 
Die Dämmrung schwebet leis’ auf des Meeres Schooß.
10 
Die Woge thürmt sich hoch ans Gestad’ empor –
11 
Es sinkt die Wolke – das Meer steigt brausend;
12 
Trübe verlischt der Gestirne Fackel.
 
13 
Des Pharos Flamm’ entglimmet auf Kullas Höh’;
14 
Sie wehet schwankend unter des Sturms Geheul,
15 
Das lauter tobt und des bangen Schiffers
16 
Aengstlichen Flehens verhöhnend spottet.
 
17 
Das Seegel reißt, und krachend entstürzt der Mast;
18 
Es siedet das Meer und gürtet mit Schaum den Fels;
19 
Das Schiff zerschellt an der schroffen Klippe –
20 
Wehklag’ ertönt in des Dunkels Grausen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Kronenburg am Sunde“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Kronenburg am Sunde“ stammt von der dänisch-deutschen Dichterin Friederike Brun (* 1765, † 1835). Brun kann in die Epoche des Sturm und Drangs bzw. der Frühromantik eingeordnet werden.

Bereits der erste Eindruck des Gedichtes schafft eine düstere, beinahe unheimliche Szenerie. „Kronenburg am Sunde“ scheint die Schönheit, aber auch die zerstörerische Kraft der Natur zu schildern und porträtiert eine scheinbar verlassene Festung an der Küste.

Das lyrische Ich beschreibt zu Beginn eine friedliche Abenddämmerung. Allerdings kommt im weiteren Verlauf eine Stimmung der Unruhe auf. Die Natur erscheint allmächtig, bedrohlich und rau, was sich in Formen von Sturm, auftürmenden Wellen und einem sich zuspitzenden Schiffsunglück zeigt. Das lyrische Ich könnte die Naturgewalten als Metapher nutzen, um innere Zerissenheit, Konflikt oder Kummer auszudrücken, möglicherweise sogar gesellschaftskritische oder politische Anspielungen.

Das Gedicht basiert auf einem strengen Vierzeiler, also aus vier Versen bestehenden Strophen. Innerhalb dieser quadratischen Form entsteht ein Wechselspiel aus sanften und harten Klängen, welches die Spannung im Verlauf des Gedichts erhöht. Die poetische Sprache ist bildhaft und dramatisch, besonders in der Verwendung von Verben wie „entglimmen“, „zerfetzen“ und „erschüttern“, die ein Gefühl der Bedrohung, der Unvorhersehbarkeit und der Zerstörung erzeugen. Außerdem wird die Klangfarbe genutzt, um bestimmte Stimmungen zu evozieren, so wie das „dumpfe Rollen“ der Welle oder das „rasselnde Kettengetöse“.

Insgesamt kann man sagen, dass „Kronenburg am Sunde“ eine starke Resonanz mit der Natur und ihren Kräften hervorruft und den Leser einlädt, eine ganzheitliche, wenn auch düstere, Sicht auf die Welt zu betrachten. Das Gedicht ist ein schönes Beispiel für die Romantik, bei der die Natur häufig sowohl als Ort der Reflektion und inneren Suche als auch als Ort der Konfrontation und Entfremdung dargestellt wird.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Kronenburg am Sunde“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Friederike Brun. Im Jahr 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1795 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Zürich. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Klassik zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 140 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Friederike Brun sind „An Augusta“, „An Schulz und Voß“ und „An Selma Gerstenberg“. Zur Autorin des Gedichtes „Kronenburg am Sunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.

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