Klage um Auerswald und Lichnowsky von Ernst Moritz Arndt

Hast du noch Lebensodem,
O Erde grün und schön,
Um die aus schwarzem Brodem
Nur finstre Nebel weh’n,
Auf der blutwilden Horden
Brand Mord und Zeter schrei’n
Und frech in Meuchelmorden
Der Freiheit Glanz entweih’n?
 
Wie? sind dies deutsche Fahnen?
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Die Farben rother Wuth?
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Will deutsche Kämpfe mahnen
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Das Roth an Brust und Hut?
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Wie? Roth der wälschen Seine
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Das mahnte deutschen Muth,
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Für Wolf und für Hyäne,
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Doch nicht für Deutsche gut?
 
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Sind dies der Freiheit Gaben?
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Ist dies der Freiheit Klang,
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Von schwarzen Galgenraben
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Der Mitternachtgesang?
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Nein! nein! von Freiheitstödtern
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Des Blindschleichs Schlangenlist,
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Wo unter grausen Zetern
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Kein Laut der Freiheit ist.
 
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Ist dies die deutsche Treue?
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Trifft so das deutsche Schwerdt?
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Springt so der deutsche Leue,
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Der grad auf’s Eisen fährt?
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Mann steht den Mann, den Satan
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Bestehen Zwei und Drei,
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Doch sieht man solche That an,
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So bricht das Herz inzwei.
 
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Zwei Helden sind gefallen,
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Nicht, wie der Tapfre fällt
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Bei hellem Trommelschallen
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Auf blut’gem Schlachtenfeld;
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Sie haben andre Rosen
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Weiland gepflückt im Streit:
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Was war den Waffenlosen
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Hier für ein Kampf bereit?
 
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Mein Deutschland, Land der Treue!
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Mein Deutschland, Land des Muths!
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Wann löschet lange Reue
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Die Flecken solches Bluts?
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Den Mord, womit der Feige
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Den Unbewehrten trifft?
47 
O deutschen Ruhmes Neige!
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O deutscher Ehre Gift!
 
49 
O wehe, dreimal wehe!
50 
Weh dieser düstern That!
51 
Nein, meine Seele, gehe
52 
Nie mit in solchen Rath!
53 
Der Ruhm, den Mörder haschen,
54 
Der werde nie mein Ruhm!
55 
Ach! nimmer wegzuwaschen
56 
Vom deutschen Heldenthum!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.6 KB)

Details zum Gedicht „Klage um Auerswald und Lichnowsky“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
56
Anzahl Wörter
249
Entstehungsjahr
1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Klage um Auerswald und Lichnowsky“ wurde von Ernst Moritz Arndt verfasst, einem Dichter und Abgeordneten, der um die Wende vom 18. bis zum 19. Jahrhundert lebte. Er war ein starker Verfechter der deutschen Nationalbewegung und dieser Kontext spielt eine wichtige Rolle für das Verständnis des Gedichts.

Der Titel suggeriert bereits eine negative Emotion - eine „Klage“ - und die erste Strophe konkretisiert diese, indem von dunklen Wolken und Gestalten die Rede ist, die die Freiheit entweihen. Bereits in diesem frühen Stadium könnte man annehmen, dass Arndt den Verlust der nationalen Identität und Freiheit durch dunkle (möglicherweise politische) Kräfte beklagt.

Die stärkste Kritik kommt in der dritten Strophe, in der Arndt den Galgenraben und der Mitternachtsgesang erwähnt. Hier könnte man interpretieren, dass Arndt den Zustand Deutschlands beklagt - ein Land, das von dunklen Kräften kontrolliert und in die Irre geführt wird.

In der fünften und sechsten Strophe wird der Verlust von zwei Helden erwähnt. Hier sind Auerswald und Lichnowsky gemeint, zwei Politiker und Freunde Arndts, die 1848 während der revolutionären Aufstände in Berlin von wütenden Bürgern ermordet wurden. Ihre Morde waren ein Schock für das gesamte Land und für Arndt ein Beweis dafür, dass der Weg zur Freiheit und Unabhängigkeit Deutschlands noch weit entfernt ist.

In Bezug auf die Form des Gedichts ist es ein Lied, mit acht Versen pro Strophe. Es hat einen starken Rhythmus und eine klare, fast klagende Melodie.

Sprachlich verwendet Arndt eine Menge bildlicher Sprache und Allegorie, um seine Punkte zu unterstreichen. Dinge wie „schwarze Nebel“, „wilde Horden“ und „Galgenraben“ verleihen dem Gedicht eine düstere, fast apokalyptische Stimmung. Es ist klar, dass Arndt mit seinem Gedicht sowohl den Verlust seiner Freundinnen als auch den Zustand Deutschlands in jener Zeit betrauern möchte.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Klage um Auerswald und Lichnowsky“ ist Ernst Moritz Arndt. 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1848 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 249 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 56 Versen. Die Gedichte „Melittion“, „Das Los des Schönen“ und „Das Wasser“ sind weitere Werke des Autors Ernst Moritz Arndt. Zum Autor des Gedichtes „Klage um Auerswald und Lichnowsky“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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